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Kristina Schröders Frauenpolitik"Quoten sind wie Cortison"

Die CDU-Frauenministerin Kristina Schröder ärgert mit ihrer ersten Gleichstellungsrede die Opposition. Von Quoten hält sie so wenig wie von Cortison.

Die Hälfte der Macht ist Schröder offenbar egal. Bild: dpa

BERLIN taz | Nur wenige Worte brauchte die neue Frauen- und Familienministerin Kristina Schröder (CDU) am Donnerstag im Bundestag, um deutlich zu machen, was sie unter Frauenpolitik versteht: Familienpolitik. In ihrer ersten Rede zum Thema Gleichstellung, wenige Tage vor dem Frauentag am 8. März, sagte Schröder: "Die Strukturen und Kulturen benachteiligen nicht nur Frauen, sondern Menschen, die Fürsorgeaufgaben in der Familie übernehmen."

Die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen sowie die mangelnde Präsenz von Frauen auf Führungsposten "ist nicht das Ergebnis bewusster, schenkelklopfender Diskriminierung", sagte Schröder. Sondern es sei in den Vorstandsetagen eine "familienfeindliche Kultur zementiert". Dies aber mit der "Brechstange" einer Quotenregelung anzugehen, sei "wie Cortison - die Symptome verschwinden, die Ursachen bleiben".

Nicht für Vorstände, allenfalls für die Aufsichtsräte könne sie sich "einen Mindestanteil von Frauen als Ultima Ratio" vorstellen, erklärte Schröder und kündigte zu diesem Aspekt einen "Stufenplan" an. Veränderung werde aber nur "mit Unterstützung der Unternehmen, nicht gegen die Unternehmen" zu machen sein, sagte sie.

Ein solches Bekenntnis zur Strategie des bloßen Appellierens erzeugte auf den Oppositionsbänken große Erregung. Insbesondere die Grünen-Fraktionschefin Renate Künast gewöhnte sich in der 90-minütigen Debatte nicht an ihre Zuhörerinnenrolle. Sorge um Künasts Gleichgewicht kam auf, als die FDP-Rednerin Nicole Bracht-Bendt tatsächlich auf "Lila-Latzhosen-Politik" (deren Zeit vorbei sei) zu sprechen kam.

Die SPD-Politikerin Christel Humme sagte, die Erfahrung mit der Selbstverpflichtung der Wirtschaft zu mehr Gleichstellung seit 2001 zeige: "Alle Appelle sind verpufft, Freiwilligkeit hat nichts gebracht." Die Zahl der Vollzeit arbeitenden Frauen habe abgenommen. Schwarz-Gelb lasse Frauen weiter in die "Falle" von Teilzeit und Niedriglohn laufen, deren Folge stets die niedrige Rente sei. Antwort müssten Mindestlöhne und eine Aufsichtsratsquote von 40 Prozent sein.

Unter Verweis auf die SPD-Regierungszeit bis 2009 fragte dann allerdings die Grüne Ekin Deligöz: "An die SPD: Wo waren Sie in den letzten Jahren?" Dabei hatte Deligöz da die SPD-Fraktionsvize Elke Ferner noch gar nicht gehört, die unzusammenhängend vortrug, dass sich seit langem "nichts geändert" habe.

Das Hohngelächter in den schwarz-gelben Reihen wurde sofort abgelöst durch tumultartige Zwischenrufe auf Oppositionsseite, als die CSU-Abgeordnete Dorothee Bär sprach. Bär bedankte sich bei den Unions- und FDP-Männern in der Fraktionsführung. Sie hätten es möglich gemacht, dass über Gleichstellung in der "Kernzeit" der Parlamentswoche, also zu Spitzenaufmerksamkeitszeiten der Medien, diskutiert werden könne.

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21 Kommentare

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  • S
    Sonja

    GENDERWAHN:

     

    >>>>>>>>>In der Tat - und das wird auch hier im Artikel angesprochen - liegen die Probleme vor allem bei einem fehlenden Mindestlohn und bei mangelnden Betreuungsmöglichkeiten für Kinder. In der Tat ist das familienfeindliche Politik, die nicht nur Mütter und Väter, sondern vor allem auch Kinder benachteiligt. Anstatt weiter massenhaft Gelder in dubiose Gender-Fördertöpfe und Pseudoprojekte zu stopfen, an denen sich de facto das Geltungsbedürfnis einzelner unter dem Deckmantel der Wissenschaft speist und finanziert, sollte man das Geld lieber in Bildung und Betreuung investieren.

  • F
    fly_by_night

    @GENDERWAHN: Du bringst es auf den Punkt ... fast: Setze an die Stelle höherer Mindestlöhne das bedingungslose Grundeinkommen und die ganze Debatte bekommt eine andere Farbe, weil dann der Faktor Abhängigkeit weitgehend entfällt.

    "Familienfeindlich" trifft die Sache mit Sicherheit besser als "frauenfeindlich": Betroffen sind nämlich mindestens genauso, vermutlich mehr, die Kinder.

  • H
    Haipan

    Eine Frauenqute bei Türstehern wäre auch sinnvoll.

  • B
    Bimsbart

    Und Frau Schröder hat Recht.

    Aus der wird noch was gutes.

    Ich freue mich, wenn sie auch in Zukunft in der deutschen Politik einflussreiche Positionen innehat

  • T
    thomas

    Ausnahmsweise hat sie recht. Die Quotierung von Wahllisten ist zumeist nur Makeup, Funktionsposten werden dann quer durch die Bank von Männern besetzt.

  • G
    GENDERWAHN

    Es ist mutig, die Quote nicht als wundersames Allheilmittel zu preisen, da dies gegen die politische Korrektheit verstößt. Da erscheint Frau Schröder erstaunlich realistisch zu sein, positiv überraschend für mich.

     

    In der Tat - und das wird auch hier im Artikel angesprochen - liegen die Probleme vor allem bei einem fehlenden Mindestlohn und bei mangelnden Betreuungsmöglichkeiten für Kinder. In der Tat ist das familienfeindliche Politik, die nicht nur Mütter und Väter, sondern vor allem auch Kinder benachteiligt. Anstatt weiter massenhaft Gelder in dubiose Gender-Fördertöpfe und Pseudoprojekte zu stopfen, an denen sich de facto das Geltungsbedürfnis einzelner unter dem Deckmantel der Wissenschaft speist und finanziert, sollte man das Geld lieber in Bildung und Betreuung investieren.

     

    Wäre allemal sinnvoller.

     

    Doch wahrscheinlich ist es für den Staat immer noch billiger, alles so zu lassen wie es ist und ein paar pseudowissenschaftliche Institute als Feigenblatt vorzuschieben - auch genannt Gender Mainstreaming.

  • D
    dasdarfdochnichtwahrsein

    Ist Cortison nicht eines der wirksamsten Mittel überhaupt? Eignet sich hervorragend zur Bekämpfung der Ursache, das weiß jeder, der sich mit Medizin auskennt - und nicht zur Riege der Homöopathen gehört. Mein Gott, und so jemand ist Minister.

  • N
    namenlos

    Natürlich brauchen wir in Deutschland dringend mehr Frauenquoten:

     

    - im Uranbergbau

    - bei der Stadtreinigung

    - bei den Freileitungsmonteuren

     

    schlicht überall dort wo bisher ausschließlich Männer Leben und Gesundheit riskieren um unsere Welt so angenehm zu machen wie sie ist. Die weibliche Rosinenpickerei muß ja schließlich auch mal enden...

  • L
    likewise

    Westerwelles Selbstvergleich mit der Freiheitsstatute konntem an immerhin noch eine unfreiwillige Passigkeit abgewinnen: Beide sind bekanntlich hohl. Aber dieser Vergleich beschränkt sich alleine auf den Aversionsaspekt: Cortison wie Frauenquote erscheint, aus Frau Schröders Sicht, abschreckend. Das ist doch allzu wenig! Niemand käme auf den Gedanken einem gesunden Menschen Cortison zu verabreichen, der hätte keinen Nutzen davon und die unangnehmen Begleiterscheinungen sind allgemein bekannt. Allerdings gibt es eine Menge schwerer Erkrankungen, bei denen Cortison sehr segensreich wirken kann. So segensreich, daß es die Nebenwirkungen mehr als aufwiegt. Und bisher weiß man für solche Fälle keine Alternativen. Frau Schröder sollte sich also überlegen: Sind die Probleme, für die die Frauenquote als Remedie infrage käme, vergleichbar groß mit denen, gegen die man Cortison verabreicht? In diesem Fall kann man die Nebenwirkungen getrost vernachlässigen, sie sind in den Griff zu kriegen und geben sich nach Absetzung der Remedie. Oder sind die Probleme den Einsatz einer solchen Behandlungsmethode nicht angemsssen? Dann sollte man es bleiben lassen. Bei Quate wie bei Cortison. Dann ist auch jedes Gerede über die Nebenwirkungen fehl am Platz.

    Oder hat Frau Schröder einfach nur dummes zeug geredet? In diesem Fall sollte sie vielleicht einfach mal die nächsten 10-20 Gelegenheiten, den Mund zu halten, nicht ungenutzt verstreichen lassen.

  • J
    jens

    Das wird Feministinnen gar nicht passen! Denn die waren es gewohnt, dass das Ministerium für alles außer Männer bzw. Gender-Mainstreaming ihnen Honig um den Mund schmiert und Politik einseitg zu ihren Gunsten macht. Doch diese Bevorteilung nähert sich langsam aber sicher dem Ende und ich danke deshalb Kristina für diese ehrliche und seit langem notwendige Rede. Vielleicht wird sie damit allen Gruppen gerecht, die im Namen des Ministerium auftauchen (und nicht nur Frauen).

     

     

     

    Mfg Jens

  • A
    avelon

    Kortison ...

     

    Ich hoffe fuer Frau (Köhler)Schröder, daß sie in ihrem Leben niemals auf Kortison angewiesen sein mag.

  • D
    Dominik

    Ich fasse es ja nicht. Sollte aus dem Munde Schröders doch noch was sinnvolles entspringen? Das ist das erste Mal, dass ich von ihr was richtiges höre

  • B
    Bernd

    Ich finde den Vergleich durchaus zutreffend... Cortison ist, wie Köhler richtig anführt, reine Symptombekämpfung, aber wenn ein Patient mit allergischem Schock in Lebensgefahr eingeliefert wird, dann rettet ihn Cortison. Danach kann man desensibilisieren. Angesichts deutscher Führungsetagen halte ich ein wenig Cortison für angemessen.

  • S
    Semmelbroesel

    Sie hält nicht von Quoten....ich halte nichts von ihr. :-) Ein typisches CDU-Gewächs halt.

  • FV
    Frauenbild von Rot-gruen

    Über das Frauenbild von Rot-Gruen muss man sich schon wundern. Frau scheint in Augen von Rot-Gruen so dumm zu sein, dass sie ständig in Fallen läuft, vor denen sie beschützt werden müssen.

    Da scheint es geradezu unanständig, Menschen (nicht Frauen) die Pflege ihrer Eltern zu ermöglichen.

    Für mich ist das Turbokapitalismus der übelsten Sorte. Schämen sollten sich die linken Betonköpfe!!!

  • CA
    Christian Alexander Tietgen

    Quoten sind nicht unbedingt ein Allheilmittel, aber man könnte wenigstens versuchen, Domänen der Männer für Frauen attraktiver zu machen.

  • T
    toshie

    oh, köhlers hochzeit zu schröder ist wohl an mir vorbei gegangen.... dann kann sie ja jetzt endlich in teilzeit gehen und uns mit ihrem scheiß gelaber weniger oft die laune verderben....

  • T
    toshie

    hallo liebe redaktion,

     

    die frau heißt KÖHLER und nicht schröder! wie peinlich, echt!

  • J
    jwpriebe

    Cool, Fr. Schröder will mit gesundheitspolitischer Kompetenz punkten. Aber mal ehrlich Fr. Schröder, als Quote haben sie es in ihrer eigenen Partei doch weit gebracht. War das falsch?

  • P
    ProSchröder

    Ich halte auch nichts von Quoten.

  • W
    Worthülsen

    Es sind nichts weiter als Worthülsen, die mediengerecht vorgetragen werden. Frau Schröders Beispiel von Cortison in Bezug auf die Quoten ist ungeeignet und billig. Entweder hat sie keine Ahnung von Quoten oder von Cortison. Beides für ihren Job undienlich...