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Krise in der ElfenbeinküsteGegen die "Idi-Amin-Reinkarnation"

Gbagbos Gegner rufen zum "zivilen Ungehorsam" auf. Rebellen vergleichen den Noch-Präsidenten mit Ugandas Exdiktator. Derweil ist die UN-Mission verlängert worden.

Ein Unterstützer des Wahlverlierers Laurent Gbagbo auf einer Demo in Abidjan. Bild: ap

BERLIN taz | In der Elfenbeinküste haben die Gegner des weiterhin an der Macht klebenden Wahlverlierers Laurent Gbagbo zum Widerstand "mit allen Mitteln" aufgerufen. Guillaume Soro, Premierminister des gewählten Präsidenten Alassane Ouattara, rief in seinem von UN-geschützten Regierungssitz in südlichen Metropole Abidjan die Ivorer zum "zivilen Ungehorsam" gegen Gbagbos Staatsmacht auf.

Sie sollten "sich in den Dörfern und Städten mit allen Mitteln organisieren, mobilisieren und demonstrieren, bis zu Laurent Gbagbos Rückzug von der Macht". Die Elfenbeinküste erlebe "einige der düstersten Momente ihrer Geschichte", fügte Soro hinzu. Es seien seit der umstrittenen Wahl von Ende November bereits 200 Menschen von Gbagbos Sicherheitskräften und Milizen getötet worden.

Soro ist gleichzeitig Führer der Rebellenbewegung FN (Forces Nouvelles), die die Nordhälfte der Elfenbeinküste kontrolliert. Im Land wird weithin gemutmaßt, dass diese Rebellen mit Unterstützung anderer Länder in den Süden vorrücken könnten, um Gbagbo von der Macht zu vertreiben und den gewählten Präsidenten Ouattara im Amt zu installieren.

Ouattara hatte im Norden des Landes die überwiegende Mehrheit der Stimmen gewonnen. Die FN erklärten am Montag in ihrer Hauptstadt Bouaké, zweitgrößte Stadt der Elfenbeinküste, Laurent Gbagbo sei "eine Reinkarnation des ugandischen Diktators Idi Amin Dada" - eine vielsagende Referenz: Idi Amin wurde 1979 nach achtjähriger Terrorherrschaft durch eine Militärintervention des benachbarten Tansania mit Unterstützung ugandischer Rebellen gestürzt.

Aus Angst vor einer internationalen Intervention hatte Gbagbos Regierung die UN-Blauhelmtruppen und französischen Soldaten in der Elfenbeinküste, insgesamt rund 10.000 Mann, zum Abzug aufgefordert. Der UN-Sicherheitsrat verlängerte ungeachtet dessen am Montag in New York das Mandat der UN-Mission in der Elfenbeinküste (Unoci) um weitere sechs Monate.

Die einstimmig angenommene Resolution 1962 verurteilt "die Versuche, den Volkswillen zu usurpieren", begrüßt die Suspendierung der Elfenbeinküste durch die Afrikanische Union (AU) und behält sich vor, die UN-Truppen "notfalls" um weitere Einheiten aus Liberia zu verstärken.

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5 Kommentare

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  • DP
    Daniel Preissler

    @premier gaou

    welche flapsige Bemerkung meinst du? die zu der Vorposterin? Ich habe damit (ich denke verständlich) ausgedrückt, dass man gerade in D. weiß, dass Menschen sich sehr wohl für einen Tyrannen und/oder Diktator in eine mehr als missliche Lage bringen können, die Begeisterung und Anhänglichkeit von Menschen also kein Beweis für "demokratische" oder nicht-rassistische Gesinnung ist.

    Ich bin nicht der Meinung, mit dieser ironischen Nachfrage Opfer von 2002-2004, ob Dyula, Bété oder Franzosen ins Lächerliche gezogen zu haben und das ist auch nicht mein Interesse.

  • 1
    1-Gaou

    Daniel, du weißt von 2004, oder? dann solltest du das nicht ins lächerliche ziehen mit deiner flapsigen Anmerkung! 2004 haben die Menschen (friedlich! - singend und tanzend) auch gegen die französische Militärpräsenz demonstriert - und wurden von den Franzosen dafür erschossen! Das weißt du, oder? Wenn nicht, seh's dir an auf youtube oder auf ivoir leaks

  • DP
    Daniel Preissler

    "Für einen Tyrannen und Diktator, so wie Sie ihn darstellen, würde sich wohl niemand freiwillig in eine solche Lage bringen."

     

    Schreiben Sie das aus Deutschland?

    d;-)

  • VV
    Vera Vanié

    Herr Johnson,

     

    mir scheint als würden Sie sämtliche Kommentare (die sich alle entsetzt über Ihre einseitige und, meiner Meinung nach nicht recherchierten Artikel) ignorieren. Es ist an der Zeit, jemanden vor Ort zu schicken und sich die die Augenzeugenberichte, von denen auch Gunnar Sturm schreibt, anzuhören.

    Es hat im Norden des Landes Wahlmanipulationen gegeben. Die Menschen sind teilweise gar nicht selbst zur Abstimmung gegangen, dies wurde "für sie erledigt" von Anhängern der Rebellen. Während der zweiwöchigen Kampagne vor dem zweiten Wahldurchgang wurde Menschen, die die Kampagne für Laurent Gbagbo durchführten, von Anhängern der gegnerischen Seite verprügelt. Sind solche Einschüchterungen im Vorfeld Garant für freie Wahlen?

    Bitte. lesen Sie doch auch mal die ivorischen Gesetze zur Wahldurchführung und interpretieren Sie auf dieser Grundlage die Sache neu.

    Übrigens im Abidjan spricht man inzwischen von einem neuen 2004. Nämlich dass die Bevölkerung bereit ist, ein lebendes Schutzschild für Gbagbo zu bilden. Ich finde das unheimlich beeindruckend und habe großen Respekt vor dieser Art von Widerstand. Für einen Tyrannen und Diktator, so wie Sie ihn darstellen, würde sich wohl niemand freiwillig in eine solche Lage bringen.

  • GS
    Gunnar Sturm

    Herr Johnson,

     

    ich bin entsetzt über Ihre Artikel

     

    Bitte setzen Sie sich mit mir in Kontakt, ich möchte gerne wissen auf welcher Grundlage unsere Meinungen so verschieden sein können.

     

    Ich habe gute Quellen, lediglich die vielen Augenzeugenberichte die ich per Telefon bekomme kann ich schwer verarbeiten.