Krise in der Elfenbeinküste: Ausländer verlassen das Land
Deutschland und Frankreich rufen ihre Staatsbürger auf, das Land zu verlassen. Gbagbo bekräftigt seinen Machtanspruch. Und der ivorische Autor Venance Konan geißelt Gbagbos „Killer“.

Unterstützer des Wahlverlierers Laurent Gbagbo. Diese sind sicher nicht traurig darüber, dass viele Europäer das Land verlassen. Bild: dpa
BERLIN/PARIS afp/taz | Die Regierungen Deutschlands und Frankreichs haben ihre Bürger in der Elfenbeinküste zum Verlassen des Landes geraten. Die Situation könne „jederzeit auch großflächig in Gewalt umschlagen“, erklärte das Auswärtige Amt gestern. Frankreich empfahl seinen Staatsangehörigen die „vorläufige Ausreise“ .
Großbritannien und Belgien haben bereits ähnliche Warnungen ausgesprochen, auch die USA und Nigeria haben Botschaftspersonal außer Landes gebracht. Gestern trat ein Einreiseverbot der EU gegen den international nicht anerkannten Machthaber Laurent Gbagbo und 18 seiner Vertrauten in Kraft. Es sollen auch ihre Konten eingefroren werden.
Gbagbo hatte am Dienstagabend in einer Fernsehansprache seinen Anspruch auf die Macht bekräftigt. „Ich bin der Präsident der Elfenbeinküste“, betonte Gbagbo. Zugleich machte er Alassane Ouattara, Sieger der Präsidentschaftswahl vom 28. November, für die Lage im Land verantwortlich. Ouattara und die internationale Gemeinschaft würden „Krieg“ gegen die Elfenbeinküste führen.
Gbagbo schlug vor, ein internationales Komitee unter Leitung der Afrikanischen Union solle „die Fakten des Wahlprozesses analysieren und diese Krise friedlich lösen“. Ouattaras Unterstützer im von UN-Truppen geschützten Hotel du Golf in Abidjan sollten nach Hause gehen; niemand hindere sie daran. Gestern jedoch blieb das Hotel du Golf weiterhin von Gbagbos Truppen abgeriegelt. Diplomaten lehnten Gbagbos Vorschlag als „Verzögungstaktik“ ab.
In Port-Bouët demonstrierten über 100 Frauen gegen „nächtliche Durchsuchungen, Entführungen und Tötungen“ ihrer Kinder und Männer durch Gbagbos Milizionäre. Der ivorische Schriftsteller Venance Konan geißelt das Vorgehen Gbagbos in einem Text, den die taz exklusiv auf Deutsch veröffentlicht. „Die Nacht ist über die Elfenbeinküste gefallen, Laurent Gbagbo hat seine liberianischen und angolanischen Killer von der Leine gelassen“, schreibt Konan.
Leser*innenkommentare
Andreas
Gast
Hallo Dominic Johnson,
vielen Dank für die gute Berichterstattung. Weiter so!
1-Gaou
Gast
Nachdem Dominic Johnson in seiner Reaktion nicht auf die Kritik der Leserbriefe eingeht, hier nochmal die wichtigsten Fragen an ihn:
Wieso wird in der Taz einseitig berichtet, zum Beispiel verschwiegen, dass es massive Wahlmanipulationen im Norden gab? Oder lügt der Afrika-Journalist der FAZ, der folgendes schrieb: "Inwieweit diese weitgehend unbekannten afrikanischen Wahlbeobachtergruppen von der Regierung in Abidjan manipuliert wurden, ist nicht eindeutig festzustellen. Gleichwohl decken sich ihre Informationen mit den Eindrücken, die diese Zeitung in Telefongesprächen mit Bewohnern insbesondere der Städte Korhogo, Touba und Férkéssekodou gewonnen hat. Demnach dürfte es überall dort im Norden, wo Gbagbo im ersten Wahldurchgang relativ gut abgeschnitten hatte, zu Manipulationen gekommen sein." Wieso wird verschiegen, daß Ouattara's Rebellentruppen die Kundgebung am Do mißbraucht haben um einen Militärschlag gegen das ivorische Militär zu lancieren. Wieso wird in der Taz verschwiegen, daß die UNO nicht neutral ist und wieso wird nicht über die Geheimabkommen und -dossiers zwischen Frankreich, EU und Amerika berichtet, die vorsehen dass Frankreich unter dem Mantel der UNO-Truppen verdeckt agiert? Eine Zeitung, die Wikileaks unterstützt, uns aber deren Meldungen vorenthält, wenn's nicht ins Konzept passt?