Krise in Mosambik: Mit vollem Tempo in die Demonstranten
Erneut kommen bei Unruhen in Mosambiks Hauptstadt Protestierende ums Leben. Videos zeigen ein brutales Vorgehen der Sicherheitskräfte.

„Alles ist paralysiert“, sagte Universitätsdozent Wilker Dias über die Lage in der Hauptstadt am Mittwoch. Erneut wurde an dem Tag scharfe Munition gegen Demonstranten eingesetzt. Videoaufnahmen zeigen, wie Sicherheitskräfte Tränengas in Häuser schießen und wie ein Polizeifahrzeug mit hoher Geschwindigkeit auf eine Menschenmenge auf einer Straße zurast und eine Frau offenbar schwer verletzt. Die Aufnahmen sorgten weltweit für Empörung. „Wir sind entsetzt über die Berichte, wonach ein Panzerfahrzeug der Polizei eine Protestierende überfährt“, erklärte Volker Türk, UN-Menschenrechtskommissar. Er rief zur Deeskalation auf.
Die Unruhen entzünden sich am Vorwurf der Opposition, wonach der amtlich festgestellte Sieg der regierenden Frelimo (Mosambikanische Befreiungsfront) bei den Wahlen vom 9. Oktober auf Fälschung beruht. Unabhängigen Zählungen zufolge ist die Zahl der Getöteten bei Protesten seither mittlerweile auf 67 gestiegen, davon 10 Kinder. Mehrere hundert Menschen sind verhaftet worden.
„Jeder Tag, an dem die Sicherheitskräfte so vorgehen, heizt den Kreislauf der Gewalt an“, sagt die prominente Menschenrechtsaktivistin Cidia Chissango. „Ich habe keine Ahnung, wo und wie das enden wird. Die Mosambikaner leisten Widerstand, und es bricht mir das Herz, dass wir Menschenleben dafür opfern, dass sie ihre Rechte einfordern“.
Dialogvorstoß ist gescheitert
Unternehmer Francisco Santos sagt: „Wir brauchen eine Intervention von außen. Wir können nicht die Augen verschließen, wenn Sicherheitskräfte am helllichten Tage Protestierende töten. Die Menschen haben ein Recht auf friedlichen Protest.“
Die neue Eskalation folgt auf das Scheitern eines Vorstoßes von Präsident Nyusi, alle politischen Führer zu Gesprächen einzuladen. Hauptoppositionsführer Venancio Mondlane, der sich als den wahren Wahlsieger bezeichnet, sieht die Einladung als Manöver der Staatsmacht, ihn zur Rückkehr aus dem Exil in einem unbekannten Land zu bewegen und ihn dann verhaften zu können.
Mondlane konterte mit einem Aufruf zu einer „neuen Phase“ der Proteste.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!