Krise des deutschen Fußballs: Als Lohn gibt’s nichts als Mitleid
Der DFB hat einen neuen Sportmanager. Doch ein Bundestrainer wird weiterhin verzweifelt gesucht.
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A lle lieben ihn. Viele dürfte es nicht geben, die besser sind. Er ist Fußballtrainer und Deutscher. Sein Name ist Jürgen Klopp. Natürlich wird er nicht Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft. Warum sollte er sich das antun? Gewiss, der Jubel über einen Bundestrainer Klopp wäre ohne Grenzen. Er ist der letzte aktive deutsche Fußballmessias. Allein wegen ihm würden die Massen in die Stadien drängen.
Auch bei Testspielen gegen Liechtenstein oder einem WM-Qualifikationsspiel gegen San Marino wären die größten Arenen schnell ausverkauft. Er müsste nur einmal seine blitzeblanken Zähne zeigen, seinen Jüngern nur kurz zulächeln, und die Menschen würden schnell vergessen, dass sie nach einem 2:1 im September 2023 gegen Vizeweltmeister Frankreich gerufen haben: „Rudi, Rudi, noch einmal – es ist so wunderschön!“
Aber Jürgen Klopp arbeitet in der Premier League beim FC Liverpool. Und niemand pilgert in diesen Tagen dorthin, um ihn zu überzeugen, den Auftrag zur Rettung des deutschen Fußballs zu übernehmen. Nein, nicht weil er da noch „Vertrag hat“, wie es in der Fußballsprache heißt.
Nein, nicht einmal der größte Fan der Nationalmannschaft möchte, dass sich Klopp das antut. Alle haben Verständnis dafür, dass er nicht bei einem Verband anheuern möchte, der so abgewirtschaftet ist wie der DFB. Der beste deutsche Trainer will also nicht die Nationalmannschaft übernehmen, und alle haben das größte Verständnis dafür. Das sagt viel über den größten Sportfachverband der Welt aus.
Retter Rettig?
Verwundert mag sich dann mancher am Freitagmittag die Augen gerieben haben, als der DFB verkündete, dass Andreas Rettig der neue Geschäftsführer Sport beim Verband werden soll. Der 60-Jährige gilt als ausgewiesener Kurvenversteher und hat sich immer wieder auch von Ultras Applaus geholt, wenn er den investorensüchtigen Bundesligaverband DFL kritisierte, dessen Chef er von 2013 bis 2015 selbst einmal war.
Über den DFB hat er in den vergangenen Jahren nur selten ein gutes Wort verloren. Immerhin bringt er Erfahrung aus den unterschiedlichsten Profikonstrukten des deutschen Fußballs mit. Er war Manager beim Konzernklub Bayer Leverkusen und Geschäftsführen beim Kultklub FC St. Pauli.
Er hat für den gerne so korrekten Musterverein SC Freiburg ebenso gearbeitet wie für den mausgrauen FC Augsburg. Irgendwie steht er für alles, was es im deutschen Fußball gibt – außer für den herausragenden sportlichen Erfolg. Das passt vielleicht ganz gut zum DFB der vergangenen Monate.
Jetzt ist er also für die Nationalmannschaften sowie die Akademie des Verbands in Frankfurt am Main zuständig und somit der oberste Trainersucher des DFB. Ob nun die Finger in der Trainerwelt hochgehen? Ob sich nun endlich ein anderer als der allseits belächelte Altmeistertrainer Felix Magath meldet, der sich den Job zutraut?
Schnell gewinnen, schnell verlieren
Zu Julian Nagelsmann, dem juvenilen Trainer, der beim FC Bayern in der vergangenen Saison rausgeworfen wurde, weil … – ja, warum eigentlich gleich wieder? – egal, zu dem 36 Jahre jungen Trainer soll der Verband mittlerweile Kontakt aufgenommen haben, wie es heißt. Dass er Mannschaften trainieren kann, ist unbestritten.
Aber auch hier steht die Frage im Raum, warum er sich das antun sollte. Beim runtergekommenen Nationalteam kann man schnell viel gewinnen. Rudi Völler hat ein einziges Spiel dafür gereicht. Wie viel man verlieren kann, zeigt das Schicksal des entlassenen Hansi Flick.
Der ist in kürzester Zeit vom gefeierten Trainer, der mit dem FC Bayern das Triple aus Meisterschaft, nationalem Pokal und Champions League gewonnen hat, zum Verantwortlichen einer der größten sportlichen Krisen im deutschen Fußball abgestiegen. Viel Mitleid hat er am Ende bekommen. Das ist der einzige Lohn, den ein Bundestrainer derzeit bekommen kann. Auch das sagt viel über den DFB aus.
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