piwik no script img

Krise bei der HSH (II)Neue Dividenden von der Nordbank

Der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Peiner hält die Nordbank für gesund. Frühere Finanzexperten von SPD und Grünen, Walter Zuckerer und Willfried Maier, wehren sich gegen Unterstellung, von Steueroasen gewusst zu haben.

Wolfgang Peiner hat sein Schweigen gebrochen. Die HSH Nordbank sei "strukturell gesund", behauptete ihr Aufsichtsratsvorsitzender am Donnerstag in einem Bild-Interview. Seit Ausbruch der Krise vor fast einem halben Jahr hatte der ehemalige Hamburger CDU-Finanzsenator sich öffentlich nicht geäußert. Nun zeigt er sich optimistisch, "dass die Bank 2011 wieder dividendenfähig ist", ohne dies zu erläutern.

Dafür bestreitet Peiner, dass die Nordbank in Steuerparadiesen wie den Cayman Islands oder den britischen Kanalinseln "dubiose Geschäfte" gemacht habe: "Es wurden und werden keine Steuern hinterzogen." Die Existenz der dortigen Tochterfirmen sei auch nie verheimlicht, sondern in den Geschäftsberichten der HSH Nordbank ausgewiesen worden.

Die Existenz dieser "Steuer-Oasen" sei auch oppositionellen Politikern im Beirat der Nordbank bekannt gewesen. Namentlich nennt Peiner Wolfgang Kubicki - FDP-Fraktionschef im Landtag von Schleswig-Holstein - sowie Walter Zuckerer und Willfried Maier. Die Finanzexperten von SPD und Grünen sind nach der Hamburger Bürgerschaftswahl vom Februar 2008 aus dem Parlament ausgeschieden - und wehren sich gegen die Unterstellung, alles gewusst zu haben.

"Von den Cayman Islands habe ich erst jüngst aus den Medien erfahren", versicherte Maier gestern auf taz-Anfrage. Er glaube aber nicht, dass die dortigen Töchter der Steuerhinterziehung dienten. Es sollte eher die scharfe Bankenaufsicht hierzulande umgangen werden. Der zweimal jährlich tagende Beirat sei kein Gremium mit Entscheidungs- und Kontrollkompetenzen, sagt Maier, sondern nur ein Informationskreis für Politiker aus den beiden Parlamenten in Hamburg und Kiel. "Wir habe nie schriftliche Unterlagen erhalten." Der Vorstand habe mündlich vorgetragen, "und wir durften ein paar Fragen stellen".

Zuletzt habe er im Frühjahr 2008 an einer Sitzung teilgenommen. Dort habe Nordbankchef Hans Berger, der im Oktober entlassen wurde, noch versichert, die Auswirkungen der US-Immobilienkrise seien "nur ein Randproblem".

Auch Zuckerer schied bereits vor einem Dreivierteljahr aus dem Gremium aus, "bevor der Geschäftsbericht 2007 vorgelegt wurde". Dort seien erstmals die Caymans als Filiale erwähnt worden. "Wir wurden ausführlich über die Sponsoring-Aktivitäten der Bank wie das HSV-Stadion oder den Volkslauf durch die Hafencity informiert", sagte Zuckerer der taz. "Über die Kreditgeschäfte nicht so sehr."

Zum Vorsitzenden des Beirats hatte Nordbank-Aufsichtsratschef Peiner übrigens Werner Marnette berufen. Der war damals in Hamburg Vorstandschef der Kupferhütte Norddeutsche Affinerie und Vorsitzender des CDU-Wirtschaftsrats - und seit Juni 2008 ist er Wirtschaftsminister der großen Koalition in Kiel.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!