Krieg in der Ukraine: „Was haben wir davon?“
Die Ukraine steht hinter Selenskyj und macht sich Sorgen. In den letzten Nächten gab es neue Angriffe. Doch es sind auch Erfolge zu verzeichnen.

Die ukrainische Behördenmitarbeiterin in einem Vorort von Odessa fürchtet, dass die Russen nun noch rücksichtsloser vorgehen werden. Sie könnte recht haben. Odessa wurde in den Nächten auf Samstag und auf Sonntag erneut bombardiert, ebenso die Städte Saporischschja, Dnipro, Charkiw und Kyjiw.
Gleichwohl habe sie sich mittlerweile an schlechte Nachrichten gewöhnt und ihr Wochenende lasse sie sich nicht nehmen, sagt Inna. Sie ist nicht die einzige in Odessa, die geradezu als Trotzreaktion so normal wie möglich leben will.
Auch in der vergangenen Woche wurden in der Stadt am Schwarzen Meer wieder Ausstellungen eröffnet und als am Freitagabend aus einer großen Musikbox in der Fußgängerzone vor dem zentralen Bristol-Hotel Rockmusik ertönt, versammeln sich spontan über 150 Teenager, bewegen sich im Takt der Musik.
In der Ukraine hat der Präsident Rückhalt
Selenskyj erhält breite Unterstützung aus Politik und Militär. Heftige Kritik erntet der in Odessa lebende Verleger Leonid Schtekel, der auf Facebook Selenskyjs Verhalten im Oval Office kritisiert und Verständnis für Trump und Vance äußert. „Schande Ihnen, Leonid“, schreibt die Facebook-Nutzerin Irina Chatzinikola wütend.
„Vance und Trump haben vor laufender Kamera gezeigt, wie taktlos sie sind, wie bar jeglicher diplomatischen Politik.“ Alexander Delarsch meint: „Trump hat vor allen die Hosen heruntergelassen.“ Matwej Konstantinowski findet, Selenskyj hätte mit Trump reden müssen wie ein Psychiater mit einem Kranken – was bei einem Mann voller Komplexe wie Trump nicht schwierig sein dürfte.
Erfolge an der Front
Erfolge werden derweil von der Kriegsfront im Osten des Landes gemeldet. Die lang umkämpfte Bergbaustadt Toretsk im Gebiet Donezk, in die im Oktober 2024 russische Truppen vorgedrungen waren und deren Einnahme Russland Anfang Februar gemeldet hatte, wird offenbar gerade wieder von der Ukraine zurückerobert. Verbliebene russische Einheiten im Stadtzentrum seien eingekesselt, berichteten am Sonntag ukrainische Medien.
Auch weiter südlich im seit sechs Monaten heftig umkämpften Frontabschnitt nahe der strategisch wichtigen Stadt Pokrowsk vermeldet die Ukraine Erfolge. Mehrere Dörfer und insgesamt zehn Quadratkilometer wurden in den vergangenen Tagen von ukrainischen Verteidigern zurückerobert, die russische Offensive sei zum Stillstand gekommen. (Mitarbeit: D.J.)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Eklat im Oval Office
Europa, wohin?
Letzte Generation orientiert sich um
„Die Straßenblockaden hatten eine strategische Funktion“
Nach der Bundestagswahl
Braucht Deutschland Robert Habeck nicht?
Linkspartei so gut wie nie in Hamburg
Plötzlich zweistellig und eine ernsthafte Konkurrenz
Essay für eine neue europäische Politik
Jetzt Europa!
Ostdeutschland wählt rechtsradikal
Was, wenn alles nicht mehr hilft?