Krieg in der Ukraine: Aufrüsten für eigene Offensiven
Moderne deutsche und britische Kampfpanzer sind in der Ukraine angekommen. Analysten rechnen mit baldigen Offensiven durch Kyjiw.
Aus Kyjiw hieß es, die ukrainischen Luftlandekräfte hätten auch britische Kampfpanzer entgegengenommen. Am Dienstag bestätigte der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow die Ankunft der ersten sechs von 14 zugesagten Kampfpanzern des Typs Challenger 2 aus Großbritannien und ließ sich bei einer Übungsfahrt filmen: „Fabelhaft, das ist sehr gutes Material“, sagte er in einem Video auf Twitter. Auch Panzerfahrzeuge aus den USA sollen zu den neuen Lieferungen gehören.
Damit verdichten sich die Hinweise, dass die Ukraine demnächst eine Offensive starten will. Das, nachdem sie über den ganzen Winter hinweg mit der Abwehr der russischen Angriffe auf Frontstädte wie Bachmut und Awdijiwka beschäftigt war. Analysten erwarten in den Monaten April und Mai größere Aktionen. Bis dahin müssen die bestehenden Fronten im Osten des Landes noch halten. Präsident Wolodimir Selenski besucht alle paar Tage Kommandozentralen an der Front.
„Die Initiative zurückgewinnen“, „verlorenes Gebiet zurückholen“ und „die russischen Streitkräfte weiter zermürben“: So nennt der australische Militärexperte Mick Ryan in einer neuen Analyse die zentralen ukrainischen Ziele und schreibt: „Die ukrainischen Offensiven werden auch eine wichtige Botschaft an den Westen sein, dass die ukrainischen Streitkräfte die in den vergangenen Monaten gelieferte Militärhilfe gut nutzen können. Mehr Hilfe wird fließen, wenn sie zeigen können, dass sie sie schnell und kompetent einsetzen.“
Erwartet wird nicht eine einzige Großoffensive, sondern eine Vielzahl unterschiedlicher Aktionen an allen Fronten, eventuell auch auf der Krim. Die neuen westlichen Kampfpanzer reichen lediglich für zwei Kampfbataillone, also wohl nur für eine von vielen Angriffszonen. Als Schwachstellen gelten die Versorgung mit Munition und die Absicherung des Luftraums. In diesem Zusammenhang hat die Slowakei am 23. März die ersten vier von insgesamt 13 zugesagten Kampfflugzeugen des sowjetischen Typs MiG-29 an die Ukraine übergeben. Auch die Lieferung von Kampfjets des US-Typs F-16 werde von mehreren Ländern „diskutiert“, bestätigte Mitte März Dänemarks Premierministerin Mette Frederiksen. Frankreich erwägt die Übergabe von 40 Kampfjets des Typs Mirage 2000, meldete der Fachbrief Intelligence Online.
Nachschub ist vor allem eine finanzielle Frage. In Berlin will der Haushaltsausschuss laut AFP am Mittwoch zusätzliche zwölf Milliarden Euro billigen, um Waffen direkt für die Ukraine zu kaufen und Lücken in den Beständen der Bundeswehr zu füllen. Dies würde eine Verfünffachung der bisherigen deutschen Militärhilfe für die Ukraine bedeuten. Frankreich will seine monatlichen Lieferungen von Artilleriegranaten an die Ukraine verdoppeln.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste