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Krieg in der UkraineLuftangriff auf Zivilisten

Ukrainische Behörden sprechen von 62 Toten bei einem russischen Angriff auf eine ostukrainische Schule. Dort hatten alle Ortsbewohner Schutz gesucht.

Mehr als einen Monat haben die Evakuierten im Stahlwerk Azovstal ausgeharrt Foto: Leon Klein/Anadolu/afp

Berlin taz | Bei einem russischen Luftangriff auf eine Schule im Osten der Ukraine sind nach ukrainischen Angaben bis zu 62 Menschen getötet worden. Sämtliche Bewohner des Dorfes Bilohoriwka hatten am Samstag in der Schule Zuflucht gesucht, als das Gebäude am Nachmittag von einer Fliegerbombe direkt getroffen wurde und in Flammen aufging, berichteten die lokalen Behörden.

Drei Stunden habe es gedauert, das Feuer zu löschen. Von über 90 Menschen im Gebäude hätten 30 gerettet werden könnten, die anderen seien vermutlich verbrannt oder verschüttet, hieß es, als die Suche nach Überlebenden in der Nacht eingestellt werden musste. Regionalgouverneur Serhiy Haidai bestätigte am Sonntag den Fund von zunächst zwei Leichen, bevor die Zahlen der Vermissten präzisiert wurden.

Ukrainische Journalisten stellten am Sonntag den Angriff auf die Schule von Bilohoriwka in eine Reihe mit den russischen Luftangriffen auf den Bahnhof der Stadt Kramatorsk am 8. April mit über 50 Toten und auf das Theater von Mariu­pol am 16. März mit mutmaßlich über 600 Toten. Das Dorf liegt in der Nähe der Kriegsfront im ukrainisch kontrollierten Teil des Bezirks Luhansk, in der Nähe der besonders heftig umkämpften Städte Rubizhne und Severodonezk.

Dort meldeten die Behörden am Samstag einen großflächigen Stromausfall, nachdem Stromleitungen durch russischen Beschuss zerstört wurden. Weiter westlich um die Millionenstadt Charkiw drängten ukrainische Truppen Russlands Armee immer weiter zurück.

Landesweit Fliegeralarm

In der gesamten Ukraine eskalierten Berichten zufolge im Vorfeld des 9. Mai russische Luftangriffe. Der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, warnte vor „Raketenangriffen in allen Landesteilen“. Landesweit gab es am Samstag Fliegeralarm. In Odessa seien durch Raketeneinschläge am Samstag mehr als 250 Wohnungen beschädigt worden, drei Viertel davon seien unbewohnbar, teilte der Stadtrat am Sonntag mit.

Russland bestätigte Angriffe auf Odessa mit Langstreckenwaffen, die Zielen der ukrainischen Luftwaffe gegolten hätten. Auf der russisch besetzten Schlangeninsel im Schwarzen Meer unweit von Odessa sollen ukrainische Drohnenangriffe mehrere russische Flugzeuge und Schiffe zerstört haben.

Der Bürgermeister von Kiew warnte vor Raketenangriffen in allen Landesteilen

In der weitgehend von Russland eroberten und zerstörten Hafenstadt Mariupol wurde die Evakuierung aller Älteren, Frauen und Kinder aus dem letzten noch von ukrainischen Truppen kontrollierten Gebiet, dem Stahlwerkskomplex Asowstal, gemeldet. Die verbleibenden Soldaten der ukrainischen Asow-Brigade geben aber nicht auf, sondern stellen sich nun erst recht auf Sturmangriffe ein. „Wir werden weiter kämpfen, solange wir leben, um die russischen Besatzer zurückzuschlagen“, sagte Vizekommandeur Swjatoslaw Palamar.

Die russischen Behörden versuchten derweil, einen Anschein von Normalität nach Moskauer Vorstellung zu erzeugen. Um Mariupol wurden ukrainische Straßenschilder abgenommen und durch russische ersetzt, in Mariupol traf der russische Vize-Ministerpräsident Marat Chusnullin ein und kündigte einen Wiederaufbau an. In der ebenfalls russisch eroberten Stadt Cherson wurde der Anschluss an Russland nach dem Muster der Krim vorbereitet.

In Kiew tauchte am Sonntag unangekündigt Kanadas Premierminister Justin Trudeau auf und besuchte die zerstörte Vorstadt Irpin. Die First Lady der USA, auf Besuch in der Slowakei, übertrat zwei Stunden lang die Grenze zur Ukraine und traf die First Lady der Ukraine. Der irische Rockstar Bono gab ein Überraschungskonzert in einer Kiewer U-Bahn-Station.

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