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Krieg in SudanDer Warlord bildet seine Gegenregierung

In Nyala in Darfur nehmen die Minister der von RSF-Milizenführer Hametti verkündeten „Friedensregierung“ ihre Ämter auf. Um El Fasher gibt es schwere Kämpfe.

Der Flughafen in Süd-Darfurs Provinzhauptstadt Nyala, Sitz der RSF-Regierung, am 10. August 2025 Foto: 2025 Planet Labs PBC/afp

Berlin taz | In Sudan versucht die aufständische Miliz RSF (Rapid Support Forces), sich als politische Gegenmacht zur Militärregierung in der Hauptstadt Khartum zu konsolidieren. Am Montag wurde in Nyala, Hauptstadt der Provinz Süd-Darfur, die von RSF-Führer Mohamed Hamdan Daglo Hametti ins Leben gerufene Gegenregierung förmlich in ihre Ämter eingeschworen.

Hametti war am Samstag von dem von ihm selbst berufenen obersten Richter Ramadan Ibrahim Shamila in sein Amt eingeführt worden, ebenso sein Vizepräsident, sein Premierminister, ein Präsidialrat und mehrere Provinzgouverneure. Der Premierminister hat nun sein Kabinett gebildet.

Die somit eingesetzte „Friedensregierung“ ist im Wesentlichen ein Bündnis zwischen der RSF, die im April 2023 in den Aufstand gegen Sudans Militärregierung getreten war, und der Rebellenbewegung SPLM-N (Sudanesische Volksbefreiungsarmee-Nord) – ursprünglich der nordsudanesische Flügel der Rebellen, die Südsudans Unabhängigkeit erkämpften und dort seit 2011 regieren.

Die SPLM-N unter Abdelaziz al-Hillu kämpfte danach vor allem in Sudans Nuba-Bergen weiter gegen Sudans Machthaber. Sie hat Spaltungen hinter sich, ebenso ein kurzlebiges Friedensabkommen mit der Übergangsregierung, die auf den Sturz der Militärdiktatur in Sudan 2019 gefolgt war und 2022 durch einen erneuten Militärputsch wieder gestürzt wurde.

Ein buntes Bündnis gegen Sudans Militärregierung

Al-Hillu nahm in Februar bereits an Hamettis Ankündigung einer Gegenregierung für Sudan durch Unterzeichnung einer Charta in Kenias Hauptstadt Nairobi teil und setzte seinen Anspruch auf den Posten des Vizepräsidenten in dieser Regierung auch gegen andere bewaffnete Gruppen durch. In der Regierung sitzen auch politische Gegner der Militärherrschaft; ein Angehöriger der 2022 gestürzten Übergangsregierung, Mohammed Hassan Osman al-Tabashi, ist der Premierminister.

Das gesamte Bündnis wird in Sudan mit der Abkürzung „Tasis“ (Sudan-Gründungsallianz) bezeichnet. Friedlich ist an Sudans neuer „Friedensregierung“ unter RSF-Führung nichts, denn die RSF setzt weiter auf die Eroberung Darfurs und der Nachbarregion Kordofan, wo auch die SPLM-N kämpft.

Darfurs größte Stadt El Fasher, als Hauptstadt von Nord-Darfur die einzige noch von Sudans Armee kon­trollierte Provinzhauptstadt der Region, erlebt seit einigen Wochen die schwersten Kämpfe seit Beginn der Belagerung durch die RSF im April 2024.

El Fashers Polizeihauptquartier ist bereits gefallen. Vom Armeehauptquartier, wo die hohen Offiziere und ihre Familien wohnen, soll sich die RSF weniger als einen Kilometer entfernt befinden. Wer das kontrolliert, beherrscht die Stadt. Lebensmittel kommen nicht mehr nach El Fasher, wo sich Hunderttausende Kriegsflüchtlinge drängen.

Am Samstagabend vermeldeten medizinische Quellen in El Fasher mindestens 7 Tote und 71 Verletzte allein an diesem Tag – gezählt wurden lediglich diejenigen, die Gesundheitseinrichtungen erreichten, die es kaum noch gibt.

Sudans Armee hat ihrerseits am Wochenende den RSF-Regierungssitz Nyala massiv bombardiert. Die Handelsstadt, zugleich Heimatstadt Hamettis, wurde mit Drohnen beschossen, mindestens zwölf Menschen wurden in der bombardierten Klinik Yashfeen getötet, in einigen Berichten ist von 30 Toten die Rede.

Der Flughafen von Nyala wird bereits seit Wochen regelmäßig bombardiert, da er lange Zeit als wichtige Nachschubroute für Waffenlieferungen an die RSF aus den Vereinigten Arabischen Emiraten über Tschad galt. Inzwischen soll sich die Miliz eher auf dem Landweg aus Libyen versorgen.

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1 Kommentar

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  • Was soll man als Außenstehender zu diesem Kriegsbericht wertvolles kommentieren?

    Ich sehe ein, dass die Moderation Aller Artikel irgendwann zu aufwändig wurde. Die Kriterien für die Auswahl der wenigen kommentierbaren Artikel erschließen sich mir aber wie in diesem Fall nicht.