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Krieg in SudanNach dem Regen kommt der Hunger

Sudans Krieg steht vor einer Eskalationsrunde. Fluchtbewegungen aus Darfur nach Tschad nehmen wieder zu, die Versorgung mit Lebensmitteln stockt.

Im Vertriebenenlager Zamzam bei El Fasher, Darfur: Nur selten kommen Lebensmittel an Foto: Mohamed Jamal Jebrel/reuters

Berlin taz | Hilfswerke schlagen Alarm: Der Krieg in Sudan, der bereits die größte Hungerkatastrophe der Welt hervorgerufen hat, dürfte sich in den nächsten Monaten noch weiter verschärfen. Mit dem Ende der diesjährigen Regenzeit wird eine landesweite Eskalation der Kämpfe zwischen Sudans Regierungsarmee (SAF) und der aufständischen Miliz Rapid Support Forces (RSF) erwartet.

Ein erstes Warnsignal äußerte Amadou Dian Balde, Regionaldirektor des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, diese Woche in Genf: Allein in der ersten Oktoberwoche hätten rund 25.000 Flüchtlinge aus der westsudanesischen Region Darfur das Nachbarland Tschad erreicht – mehr als im gesamten September. Der Guineer machte die zunehmende „Brutalität“ des Konfliktes sowie das Abflauen der Überschwemmungen der letzten Monate verantwortlich.

Annähernd 11 Millionen Menschen in Sudan sind nach UN-Angaben auf der Flucht, darunter knapp 3 Millionen außerhalb des Landes, der Rest als Binnenvertriebene. Tschad ist das größte Aufnahmeland für Sudan-Flüchtlinge mit knapp 700.000, ist aber selbst bitterarm und der UN-Nothilfsappell für Sudan-Flüchtlinge ist nur zu 27 Prozent finanziert.

Diese Woche meldeten Bewohner des Lagers Abutangi nahe der wichtigsten osttschadischen Stadt Adré zunehmende Überfälle durch Bewaffnete auf Motorrädern, die den Markt angriffen – lokale Medien vermuten Angehörige der tschadischen Sicherheitskräfte dahinter.

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Kämpfe in Darfur verschärfen sich

Jenseits der Grenze in Sudan ist die Lage noch dramatischer. Um das seit Monaten von der RSF belagerte El Fasher, Hauptstadt der Provinz Nord-Darfur, nehmen die Kämpfe wieder zu – damit reagiert die RSF auf eine erfolgreiche Regierungsoffensive in Sudans Hauptstadt Khartum.

Im August hatte die UNO im 450.000 Menschen zählenden und monatelang unerreichbaren Vertriebenenlager Zamzam am Rande von El Fasher eine Hungersnot festgestellt, die erste weltweit seit Jahren. Seither kommt wieder manchmal Hilfe nach Zamzam, aber die Lage bleibe insgesamt „ex­trem ernst“, sagte Ende September der US-Sudan-Beauftragte Tom Perriello.

Anfang Oktober bilanzierte das humanitäre UN-Koordinierungsbüro OCHA, Sudan habe die weltweit höchsten Raten an schwerer Unterernährung und in 82 Prozent der untersuchten Bevölkerungsgruppen liege die Hungerquote über der Notfallgrenze von 15 Prozent der Bevölkerung, in mehreren Orten Nord-Darfurs sogar über der Hungersnotgrenze von 30 Prozent.

„Es ist nicht mehr eine Notlage, es ist ein Albtraum“, warnte am Freitag vergangener Woche das Hilfswerk MSF (Ärzte ohne Grenzen) über die Lage in El Fasher und Umgebung. Im für die Versorgung von Zamzam wichtigsten Grenzposten Tiné, der monatelang durch Überschwemmungen unpassierbar war, wurden vergangene Woche zwei Lkw fünf Tage lang blockiert, weil lokale Milizen verhindern wollten, dass Hilfsgüter in die Hände der RSF fallen. Ein Hauptproblem bei der Hungerhilfe ist, dass beide Kriegsparteien nur ungern Hilfstransporte durch das Gebiet des jeweiligen Gegners lassen.

Ärzte ohne Grenzen musste daraufhin die Versorgung von 5.000 hungernden Kindern in Zamzam, 2.900 davon schwer unterernährt, einstellen.

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