Krieg in Libyen: Nato verlängert ihren Einsatz
Ölminister Ghanem hat sich von Gaddafi losgesagt. Die Nato greift weiter Tripolis an. Die Uno spricht unterdessen von Kriegsverbrechen beider Seiten.
TRIPOLIS dapd | Die Nato hat am Donnerstagmorgen eine Serie von Angriffen auf die libysche Hauptstadt Tripolis geflogen. Ziel der Luftangriffe seien Militärfahrzeuge, Munitionsdepots, eine Startrampe für Boden-Luft-Raketen und ein Feuerleitradar gewesen, teilte das Militärbündnis am Donnerstag mit. Die Luftangriffe setzten ein nur wenige Stunden nachdem die Nato und ihre Bündnispartner die Verlängerung ihrer Mission in Libyen um 90 Tage bekannt gegeben hatten.
In der libyschen Rebellenhochburg Bengasi explodierte am Mittwoch eine Autobombe. Es war der erste Anschlag dieser Art, seit die Nato ihre Luftangriffe in Libyen gestartet hat. Der Sprengsatz war in der Nähe des Hotels Tebesti gezündet worden. Ein Rebellensprecher, Dschalal al-Gallal, sagte, es habe keine Toten und Verletzten gegeben.
Unterdessen sagte sich der libysche Ölminister Schukri Ghanem von Machthaber Muammar al-Gaddafi los und schloss sich in Rom den Rebellen an. "In dieser Situation kann man nicht länger arbeiten", sagte Ghanem am Mittwoch nach einer Meldung der italienischen Nachrichtenagentur Ansa. "Deshalb habe ich mein Land und meine Arbeit verlassen, um mich mit den jungen Libyern zu vereinen, die für ein demokratisches Land kämpfen." Ghanem erklärte, er habe bereits vor zwei Wochen Libyen verlassen. Als Chef der staatlichen Ölgesellschaft NOC ist Ghanem zugleich Ölminister.
Anfang der Woche hatten acht Militäroffiziere, darunter fünf Generäle, nach ihrer Flucht aus Libyen in Rom mit dem italienischen Außenministerium eine Pressekonferenz gegeben. Weitere 13 ehemalige Gaddafi-Getreue, darunter ein Oberst und vier Kommandeure, hatten sich in das benachbarte Tunesien abgesetzt, wie die dortige amtliche Nachrichtenagentur meldete. Diese Woche war bereits eine Gruppe libyscher Militärangehöriger nach Tunesien geflohen.
Eine von der UNO eingesetzte Untersuchungskommission warf unterdessen beiden Konfliktparteien in Libyen vor, Kriegsverbrechen verübt zu haben. Es gebe Beweise dafür, dass neben den Truppen von Gaddafi auch die Rebellen einige Akte verübt hätten, "die den Tatbestand von Kriegsverbrechen" erfüllen könnten, hieß es in einem am Mittwoch in Genf vorgestellten Bericht.
Nach Schätzungen seien seit Februar 10.000 bis 15.000 Menschen getötet worden, hieß es. Truppen der libyschen Regierung hätten sich des Mordes, Folterns und sexueller Gewalt "als Teil eines weitverbreiteten oder systematischen Angriffs auf eine Zivilbevölkerung" schuldig gemacht, heißt es in dem 92 Seiten umfassenden Bericht. Solche Taten zählten zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Leser*innenkommentare
AbbaHallo
Gast
Die taz und NATO-'Zivilisten' trainieren militärisch? Oh.
Fiora
Gast
@menschenfreund: Wieder ein "menschenfreund"der Krieg geil findet. Menschenfreundlichen Krieg. Wow. Heute schon KriegsGRÜN gewählt?
menschenfreund
Gast
Vic + Fiora:
Sehen Sie, Sie können gehfahrlos Ihre sehr individuellen Kommentare veröffentlichen. Das ist Deutschland, das ist Meinungsfreiheit die auch sogar Ihnen zusteht.
Haben Sie das einmal bei Gaddafi im Iran, Jemen, Afghanistan versucht? Sicherlich nicht.
Das wäre Ihnen auch schlecht bekommen.
vic
Gast
Habe ich eigentlich ein neues Mandat verpasst, oder läuft das noch unter "Flugverbotszone einrichten"?
Fiora
Gast
Kriegsverbrechen beider Seiten. Wie können unbewaffnete Zivilisten (um solche handelt es sich doch bei den US-gemachten sogenannten Rebellen?) Kriegsverbrechen begehen? Wenn das sogar die Kriegsbeteiligte UN zugibt....Fliegen nun US-NATO-Bomben auf die Stellungen der sogenannten zivilistischen Rebellen? Oder dürfen die Rebellen Kriegsverbrechen begehen? Nur Gaddafi darf nicht Massenmorden, er darf auch seine eigene Bevölkerung nicht bekämpfen. Was er wg fehlenden Nachweises bisher auch nicht tat. Ausser, man meint damit die Zivilisten mit den Kalschnikows...oh, entschuldigung, das darf man ja nicht sagen...