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Krieg im SudanSudans Armee erobert Präsidentenpalast zurück

Im Krieg zwischen der paramilitärischen RSF und der Nationalarmee gewinnt diese immer mehr Boden zurück. Nun erlangte sie Kontrolle über die Hauptstadt Khartum.

SAF-Soldaten feiern ihren Sieg im Präsidentenpalast in Khartum: Ein Screenshot eines Videos aus den Sozialen Medien Foto: Social Media via reuters

Kampala taz | Sobald die sudanesischen Soldaten die Stufen zum Eingang des Präsidentenpalastes erklommen haben, heben sie die Armee und Gewehre vor Freude und feiern. Einige knien auf dem Boden und beten. Zahlreiche Handy-Videos und Fotos davon zirkulieren in den Sozialen Medien, werden millionenfach geteilt. Der Sieg der nationalen Armee (SAF) über Sudans Hauptstadt Karthum könnte ein entscheidender Wendepunkt des Krieges werden.

Nach tagelangen Gefechten rund um den Präsidentenpalast ist es den Truppen der SAF am Freitag gelungen, die paramilitärischen Truppen der Rapid Support Forces (RSF) aus dem Zentrum Karthums zu verjagen und wieder weitestgehend Kontrolle über die Millionenstadt herzustellen.

Sudans offizielle Regierung hatte ihren Sitz nach Kriegsausbruch im April 2023 in die östliche Hafenstadt Port Sudan am Roten Meer verlegen müssen, von wo aus sie die Regierungsgeschäfte tätigt. Bis vor wenigen Tagen kontrollierte die RSF einen Großteil Karthums, vor allem die Märkte und Industriegebiete aber auch das Regierungsviertel. Ob die Regierung jedoch in der Lage sein wird, wieder nach Karthum zurück zu ziehen, bleibt derzeit noch offen. Nach heftigen Luftangriffen auf RSF-Stützpunkte sind die meisten Gebäude in der Stadt beschädigt.

Sudans Armeesprecher Nabil Abdallah nennt dies einen „historischen und heldenhaften Sieg“. Er betont die Entschlossenheit des Militärs, den Kampf fortzusetzen: „bis der Sieg errungen ist, indem jeder Zentimeter unseres Landes von der Miliz und ihren Unterstützern befreit wird.“

RSF zieht sich nach Darfur zurück

Seit Beginn der Großoffensive Anfang des Jahres ist es der SAF gelungen, weite Teile im Norden und Osten des nordostafrikanischen Flächenlandes wieder unter Kontrolle zu bekommen. Die RSF-Miliz unter ihrem Anführer Mohamed Hamdan Dagalo, bekannt als Hametti, zieht sich derzeit wieder in ihre Stamm-Region Darfur im Südwesten zurück, wo die meisten Milizionäre und Hametti selbst herstammen.

Die humanitäre Lage im Sudan ist aufgrund des Krieges katastrophal. Hier eine Vertriebene in einem Camp im Südsudan Foto: Brian Inganga/ap

In seiner jüngsten Videoansprache forderte Hametti seine Kämpfer in Karthum auf, sich nicht zurück zu ziehen oder sich zu ergeben. Er nennt die SAF eine „Terrorarmee“ und schwört seine Truppen darauf ein, die verlorenen Gebiete wieder zurück zu erobern.

Auch Kenia mischt in dem Krieg mit

Die RSF hat in den vergangenen Tagen an mehreren Fronten Verluste hinnehmen müssen. Bei Gefechten rund um die Stadt Al-Maliha in Nord Darfur wurden die RSF-Truppen zurückgedrängt. Al-Maliha liegt rund 200 Kilometer entfernt von der Grenze nach Libyen und ist strategisch wichtig für die Nachschubwege.

Die RSF ist derzeit dabei, ihr militärisches Hauptquartier in Nyala zu etablieren, der Hauptstadt Süd Darfurs. Dort flog Sudans Luftwaffe in den vergangenen Tagen Luftangriffe. Ebenso auf die Stadt El Daein in Ost Darfur, wo die RSF ihre zivile Regierung eingerichtet hat. Die RSF hat sich im Februar mit verbündeten militärischen und politischen Gruppen in Kenias Hauptstadt Nairobi getroffen, um eine Alternativregierung zu etablieren.

Dies erhöht nun das Risiko, dass das Land in zwei Teile gespalten wird. Sudans Regierung hat daraufhin Kenias Präsident William Ruto beschuldigt, Sudans Souveränität zu verletzten und hat sämtliche diplomatische Kontakte abgebrochen. Auch kenianische Produkte wie Tee, Lebensmittel und Medikamente dürfen nun nicht mehr importiert werden.

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