: Krebs durch Vitamine?
■ Bürgerschaft debattierte über Leukämieerkrankungen in Bergedorf
Parteiübergreifend: Formulierte Betroffenheit über die Leukämie–Erkrankungen. Meistverwendetes Wort: Verantwortung. Damit erschöpfte sich der Vorrat an Gemeinsamkeiten in der gestrigen Bürgerschaftsdebatte über die unlängst bekanntgewordenen sieben Leukämieerkrankungen in der Bergedorfer Elbmarsch (taz berichtete). Der Rest war Routine: Oppositionsangriffe gegen Regierungsparteien, die die Schuld nur bei anderen sehen.
Für Holger Matthews (GAL) ist Gesundheitssenatorin Helgrit Fischer-Menzel ihrer „Verantwortung“ nicht gerecht geworden, da sie die Erkrankungen nicht öffentlich gemacht und die „Kommissionen zur Aufklärung der Leukämiefälle in der Elbmarsch“ darüber nicht informiert habe. Statt eine Politik des „Vertuschens und Verschleierns“ hätte der Senat Ursachenforschung betreiben und potentielle Verursacher wie den Atommeiler Krümmel stillegen müssen, bis ihre Unschuld bewiesen ist. Matthews: „Wir irren uns lieber auf der Seite der Vorsicht“.
Verantwortung, so Fischer-Menzel und ihr Parteigenosse Michael Dose, hätten vor allem die Journalisten des ARD-Magazins Panorama nicht bewiesen, die mit einem schlecht recherchierten Bericht “Sensationshascherei“ und „Panikmache“ betrieben hätten. Trotz der neuen Fälle könne von einer auffälligen Leukämie-Häufung in Bergedorf nicht gesprochen werden. Die Ursachen würden jetzt im Rahmen einer „Fallkontrollstudie“ untersucht werden. Dose bot drei neue Luftmeßstationen in Bergedorf als Beitrag zur Ursachenanalyse an.
Die hat Sieghard-Carsten Kampf (CDU) längst abgeschlossen: Da „Umweltbelastungen und Industrie nachweislich nicht für die Entstehung von Leukämien verantwortlich“ seien, sollte die Gesundheitsbehörde ihren Blick in eine ganz andere Richtung wenden. Die Diagnose des Mediziners: „Die Behandlung von Kindern mit Vitamin K“ sei die Wurzel allen Übels. mac
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