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Kosten für Schäden in EuropaExtremwetter ist jetzt schon teuer

Starkes Hochwasser, Stürme und andere Ereignisse kosteten in Europa seit 1980 rund eine halbe Billion Euro. Die Klimakrise könnte das noch steigern.

Hat immense Kosten verursacht: Hochwasser in Hitzacker (Niedersachsen) 2002 Foto: Jens Büttner/dpa/picture alliance

Häufig werden Klimaschutzmaßnahmen noch als zu teuer kritisiert. Aber starkes Hochwasser und andere Extremwetterereignisse haben den 27 EU-Ländern sowie der Schweiz, Norwegen, Island, Liechtenstein und der Türkei über die vergangenen Jahrzehnte bereits zwischen 450 und 520 Milliarden Euro (in Preisen des Jahres 2020) gekostet.

Dabei haben vor allem wenige besonders extreme Ereignisse für den Großteil der Kosten gesorgt: Nur 3 Prozent der Extremwetterereignisse waren für 60 Prozent der Kosten verantwortlich. 2002 hat zum Beispiel ein Hochwasser entlang der Donau und Elbe in Deutschland, Tschechien und Österreich immense Schäden verursacht.

Trotzdem sei es auch wichtig, kleine und mittelgroße Ereignisse zu erfassen, um die Auswirkungen des Klimawandels umfassend bewerten und Anpassungsmaßnahmen unterstützen zu können, betont die Europäische Umweltagentur (EEA), die die Daten analysiert hat.

Klima-Anpassungsstrategien verringern die Kosten

Gleichzeitig lässt sich aber an den Daten noch kein klarer Trend zu höheren Schadenszahlen in Europa ablesen. Wouter Vanneuville von der EEA, der die Studie mitgeschrieben hat, sagte dazu, dass es kein klares Muster für die extremsten Ereignisse gäbe, weil sie immer noch weitestgehend zufällig seien.

Dazu kommt laut Vanneuville: „Der Grund, warum wir keinen Trend sehen, ist nicht, dass der Klimawandel nicht real ist, sondern dass viele Maßnahmen gegen den Klimawandel ergriffen werden. Immer mehr Länder führen Anpassungsstrategien ein.“ Die Tatsache, dass die Schäden nicht eindeutig zunehmen, würde zeigen, wie wichtig es sei, die Infrastruktur anzupassen und Vorbereitungen für extreme Wetterereignisse zu treffen, die mit dem Fortschreiten der Klimakrise und dem Anstieg der Temperaturen wahrscheinlich häufiger und intensiver würden.

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Man rechne mit der Zeit aber mit einem Anstieg, unter anderem deshalb, weil sich mehr wirtschaftliche Vermögenswerte in flutanfälligen Küstengebieten befänden, sagte Vanneuville weiter.

Deutschland hatte mit die höchsten Schäden

Die EEA hat die Daten zu den wirtschaftlichen Verlusten von Versicherern und anderen kommerziellen Quellen zusammengetragen. Ihre Analyse stützt sich auf die Datenbanken des Münchner Rückversicherers Munich Re und der in Karlsruhe ansässigen Denkfabrik Risklayer. Da sie sich in ihrer Methodik leicht unterscheiden, sind die Schätzungen für die Verluste in diesem Zeitraum je nach Datensatz unterschiedlich hoch.

Zu wetter- und klimabedingten Extremereignissen zählt die EEA in erster Linie Stürme, Überschwemmungen, Waldbrände, Hitze- und Kältewellen sowie Starkregen und Dürren. Erdbeben und Vulkanausbrüche fallen nicht darunter – sie stellen zwar ebenfalls natürliche Gefahren dar, hängen aber nicht mit Wetter und Klima zusammen.

Knapp ein Viertel (23 Prozent) der Schäden in diesem Zeitraum waren versichert, wobei diese Quoten in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich ausfielen: In Dänemark und den Niederlanden war mehr als die Hälfte der Schäden versichert, in Litauen und Rumänien dagegen nur etwa 1 Prozent.

In der Schweiz, Slowenien und Frankreich waren die Pro-Kopf-Schäden in diesem Zeitraum am höchsten, und die höchsten Schäden im Verhältnis zur Fläche gab es in der Schweiz, Deutschland und Italien.

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11 Kommentare

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  • "Die Klimakrise könnte das noch steigern."



    "extreme Wetterereignisse [...], die mit dem Fortschreiten der Klimakrise und dem Anstieg der Temperaturen wahrscheinlich häufiger und intensiver würden."



    Typische Fälle falsch verstandener Ausgewogenheit bei der Berichterstattung. Bei Wahrscheinlichkeiten unterhalb des Promillebereichs sollte man von Fakten sprechen, nicht im Konjunktiv von Wahrscheinlichkeiten die eine fifty-fifty Chance suggerieren. Selbst wenn sich die Welt gleich morgen zu wirksamem und ausreichendem Klimaschutz entschließen sollte wäre mit einer Zunahme von Extremwettern zu rechnen, allein schon durch das CO2 das bereits in die Atmosphäre gelangt ist und dort sehr lange bleiben wird.

  • Komische Logik. Es scheint, als müsse mittlerweile jede Sache irgendwie dem menschengemachten Anteil des Klimawandels zugeschrieben werden. So wie am Mangel in der DDR immer der Westen schuld war. Keine geistige Verrenkung ist dafür zu blöd.

    Nachdem nun Jahrzehnte in die Natur und in Risikogebiete eine fragile Infrastruktur gebaut wurde, wird nun angefangen, diese zu sichern. Der Klimawandel hat damit gar nichts zu tun. Das wäre so oder so nötig gewesen.

    Im Übrigen: je mehr man hat, desto mehr kann bei Unwetter kaputt gehen. Mit dem Wohlstand steigen die Schäden.

    Dieser Alarmismus nervt nur noch. Keine Wetterbericht ohne Hinweise auf das Klima. Tägliche Klimaminuten … wozu das ganze? Damit wir brav akzeptieren, dass Strom nur noch im Ausland zu normalen Preisen verbraucht werden kann? Mit den außergewöhnlichen Preisen machen Windkraftbetreiber richtig Kassen: 15 von der Allgemeinheit gefördert, 5 Jahre max. kassieren, dann Sondermüll auf Kosten der Allgemeinheit. Da meckere noch jemand über die Atomlobby.

    • @TazTiz:

      Kapitalanleger machen ordentlich Kohle mit Ihren Aktien, deswegen wird der Strom so teuer.

    • @TazTiz:

      Und noch eine Sache, der Schaden ist dort am stärksten, wo die ärmsten Menschen wohnen. Siehe Afrika. Dort sterben die meisten Menschen, jetzt und aufgrund des Klimawandels. Aber solche Schäden interessieren Sie nicht, gelle? Sind ja nur Menschenleben.

      Trump hat ja bald ein Netzwerk für Menschen Ihrer Gesinnung. Da finden Sie Beifall, hier eher nicht.

      • @SimpleForest:

        "... Dort sterben die meisten Menschen, jetzt und aufgrund des Klimawandels..."

        Die Sterblichkeit in Afrika ist in den letzten Jahren trotz des Klimawandels zurückgegangen, die Lebenserwartung steigt. Ihr Argument ist also albern. Wie vieles andere in dieser Hysterie.

        Im Übrigen ist die Durchschnittstemperatur weltweit im letzten Jahrzehnt nicht weiter gestiegen. Trotz ungebrochenem Co2-Ausstoß.

        Das Hauptargument der Klimawarner sind daher auch nicht der Wandel sondern sogenannte Kipppunkte. Daran kann man glauben, aber der Beweis wird leider erst beim Kippen erbracht.

        Also zum Mitschreiben und Mitdenken: das Klima ändert sich (vielleicht), aber die Welt geht nicht unter, jedenfalls nicht am Klima.

        • @TazTiz:

          Lebenserwartung hat mal noch ein paar mehr Faktoren als Zugang zu Nahrung und Wasser. Medikamente spielen hier natürlich bahnbrechend rein. Das ist nur ein Einwand.

          Schauen wir aber mal in Richtung Nahrung, und da korreliert das ja ganz gut:

          "The latest edition of the State of Food Security and Nutrition in the World, published today, estimates that almost 690 million people went hungry in 2019 - up by 10 million from 2018, and by nearly 60 million in five years. High costs and low affordability also mean billions cannot eat healthily or nutritiously. The hungry are most numerous in Asia, but expanding fastest in Africa."

          www.fao.org/news/s...tem/1297810/icode/

          Der Link ist pre-Covid, macht glaube ich keinen Sinn auf die letzten zwei Jahre zu schauen. Ich gehe ohne recherchiert zu haben davon aus dass Covid die Situation verschlimmert hat, aber das hat ja nichts mit Klimawandel zu tun.

        • @TazTiz:

          "Im Übrigen ist die Durchschnittstemperatur weltweit im letzten Jahrzehnt nicht weiter gestiegen. Trotz ungebrochenem Co2-Ausstoß"

          Haben Sie eine, besser noch mehrere (seriöse wissenschaftliche) Quelle(n) für diese Behauptung?



          Ich kann im Internet keine einzige Quelle finden, die diese Behauptung untermauert.



          Hingegen berichten alle mir verfügbaren Quellen (das sind etliche im Netz) davon, dass das letzte Jahrzehnt nicht nur das wärmste aller Vergleichszeiträume davor war, sondern, dass sich die Erwärmung in dieser Periode noch beschleunigt hat.

          Hier exemplarisch eine Seite mit recht detaillierten Zahlen und Infos dazu:



          wiki.bildungsserve...ima%C3%A4nderungen

          • @jlMG:

            Kann Ihnen Our World In Data empfehlen. Das ist die größte wissenschaftliche Datenbank, welche mir bekannt ist:

            ourworldindata.org...ly?country=~Global

            Wegen wissenschaftlicher zeitaufwendiger Validierung unter anderem dauert die Veröffentlichung immer etwas, hier fehlt halt 2021.

            Ich halte nicht viel von Wikis als Referenz. Ich nutze Sie nie, wenn ich mir Informationen zu Politischen Themen hole, es ist zu einfach in einem Wiki ein Interessengruppen Bias zu produzieren. Ihren Link habe ich nur 30 Sekunden geöffnet, kann mich da nicht genauer zu äußern.

            Laut beiden Links hat taztiz nicht recht, das sagt wohl ihr Link (der gleitende Mittelwert part ist generell gut um Jahresausreissern vorzubeugen). Our World in Data bezeugt das gleiche.

          • @jlMG:

            Ihre Quelle ist richtig. Seit 7 Jahren steigt die Temperatur nicht ( mehr).

    • @TazTiz:

      Einfache Klimadefinition:



      Mittleres Wetter über 30 Jahre.

      Ändert sich das Klima, ändern sich die Wetterlagen. Sturm und Hitzewellen sind Wetterlagen.

      Kapiert?

      Flächenversieglung als Eingriff in die Natur ist auch ohne Erderwärmung ein Problem. Falls Sie darauf anspielen.

      Je mehr Flächen versiegelt, desto mehr Grundwasserprobleme. Bei starken Grundwasserproblemen können Wälder absterben -> gebundenes CO2 geht in die Atmosphäre. Sind wir dennoch wieder beim Klimawandel.

      Ökosystem Erde ist komplex.

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