Korruptionsverfahren um Sarkozy: Gaddafis Mittelsmann Ziad Takieddine ist gestorben
Wegen des Vorwurfs von Schmiergeldern an Nicolas Sarkozy stand der Geschäftsmann vor Gericht. Zwei Tage vor Urteilsverkündung wurde sein Tod bekannt.

Der französisch-libanesische Geschäftsmann Ziad Takieddine ist im Alter von 75 Jahren in Beirut gestorben. Er war die mutmaßliche Schlüsselfigur im Korruptionsskandal um die Wahlkampagne des Präsidentschaftskandidaten Nicolas Sarkozy im Jahr 2007. Die soll durch den libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi finanziert worden sein. Takieddine diente dank seiner Beziehungen zu arabischen Regimes mehreren französischen Regierungen als Vermittler hinter den Kulissen, um lukrative Verträge, namentlich für die Rüstungsindustrie, einzufädeln oder zu schmieren.
Takieddine kam 1950 im Libanon als Sohn einer einflussreichen drusischen Familie auf die Welt und studierte an renommierten Universitäten, bevor er seine Karriere als Geschäftsmann startete. 1994 beauftragte ihn die französische Regierung, bei der Abwicklung des Verkaufs von Unterseebooten und Fregatten an Pakistan und Saudi-Arabien behilflich zu sein. Zu seinen Aufgaben gehörte es, an die richtigen Leute die damals üblichen „Kommissionen“, also Schmiergelder, zu verteilen.
Dass ein Teil der designierten Empfänger diese Bestechungsgelder dann nicht erhalten haben soll, soll das Motiv eines Attentats gewesen sein, bei dem 2002 in Karachi bei einem Sprengstoffanschlag auf einen Bus 13 Menschen, unter ihnen 11 Beschäftigte der französischen Rüstungswerften, getötet wurden.
Takieddine selbst scheute sich nicht, auch mal persönlich buchstäblich den Kofferträger zu spielen. 1994 fanden Grenzbeamte bei ihm an der Grenze zur Schweiz 500.000 Franken in bar, die mutmaßlich für die Finanzierung einer Wahlkampagne des damaligen Premierministers Édouard Balladur gedacht waren.
Im Vorfeld des Präsidentschaftswahlkampfs von Sarkozy und nach dessen Besuch in Tripolis, wurde Takieddine bei seiner Heimkehr aus Libyen auf dem Pariser Flughafen mit 1,5 Millionen Euro erwischt. Journalist*innen des Online-Magazins Mediapart enthüllten schließlich das Ausmaß des vielleicht größten Bestechungsskandals der französischen Neuzeit.
Einer von drei Angeklagten
An diesem Donnerstag soll das Urteil wegen dieser vermutlichen libyschen Schmiergelder für die französische Politik ergehen. Takieddine war neben Ex-Staatspräsident Sarkozy und drei seiner ehemaligen Minister einer der insgesamt zwölf Angeklagten. Er hatte ab 2005 verschiedene Besuche von Sarkozy und dessen Mitarbeitern in Libyen organisiert und dabei eine wesentliche Rolle bei der Annäherung zwischen dem französischen Präsidenten und dem libyschen Oberst gespielt.
Zu seinen wichtigsten Kontakten gehörte Gaddafis Schwager und Geheimdienstchef Abdallah Senussi, obschon dieser in Frankreich als Auftraggeber eines Attentats auf ein Flugzeug der Linie UTA 1989 zu lebenslanger Haft verurteilt worden war. Berührungsängste kannte Vermittler Takieddine nicht. Gaddafi wurde 2007 vom neu gewählten Präsidenten Sarkozy in allen Ehren in Paris empfangen.
Nach mehrwöchigen Verhandlungen hatte im März 2025 die Staatsanwaltschaft gegen Takieddine sechs Jahre Haft und drei Millionen Euro Geldbuße beantragt. Bereits 2020 war er in einem anderen Prozess wegen der Veruntreuung von Geldern für Korruption in einem französischen Rüstungsgeschäft mit Pakistan zu fünf Jahren Haft verurteilt worden und hatte sich deswegen in den Libanon abgesetzt.
Sein Tod nur zwei Tage vor der nun angekündigten Urteilsverkündung wirkt verdächtig. Zudem sind die Umstände seines Ablebens noch völlig ungewiss. Takieddine nimmt viele Geheimnisse mit ins Grab.
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