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Korruption in der Republik MoldauAll inclusive

Der frühere Präsident Igor Dodon reist mit seiner Familie nach Moskau und Russland zahlt das. Er rechtfertigt den Gratis-Ausflug mit Pandemieregeln.

Der frühere Präsident der Republik Moldau Igor Dodon mit seiner Frau Galina im November 2020 Foto: Vladislav Culiomza/reuters

Berlin taz | Wen packt in Coronazeiten nicht das Fernweh? Und das umso mehr, wenn man in der Republik Moldau siedelt – einem Flecken, der eher für Tristesse denn Lebensfreude steht. Diesem Bedürfnis gab unlängst Igor Dodon nach – seines Zeichens ehemaliger Präsident der Republik Moldau (2016–2020) und heute Vorsitzender der Sozialistischen Partei (PSRM), die mit in der Regierung sitzt.

Nebst Anhang machte sich Dodon auf nach Moskau, wohl auch, um den Geburtstag seiner Ehefrau Galina gebührend zu begehen. Seinen geposteten Fotos nach zu urteilen muss das eine schöne Feier gewesen sein. An dem Ausflug wäre an sich nichts Verwerfliches, zumal Dodon seit jeher ein Faible für den großen Bruder hat, der auch in Moldau politisch nach Kräften mitmischt.

Richtig peinlich wurde es jedoch, als sich einheimische Medien für die näheren Umstände der Unternehmung interessierten. Dabei kam heraus, dass die Russische Botschaft in der moldauischen Hauptstadt Chisinau die gesamte Reise bezahlt und auch gleich noch die Buchung der Flugtickets abgewickelt hatte.

Dodon begründete das mit geltenden Pandemieregeln. Schließlich habe er für die Einreise in Russland, wie jede/r Bür­ge­r*in Moldaus, eine Einladung von offizieller Seite gebraucht. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass der Besuch rein privater Natur gewesen sei. Die Frage, warum sich Moskau so fürsorglich um den Privatmann Dodon gekümmert habe, blieb offen.

Weg der Recherche

Von diesen fadenscheinigen Erklärungen unbefriedigt, beschritten die Medien den Weg der Recherche. Dass das eine ihrer originären Aufgaben ist, hat sich Leuten wie Igor Dodon immer noch nicht erschlossen – besonders dann nicht, wenn unangenehme Wahrheiten ans Licht kommen: Nach Angaben des moldauischen Außenministeriums gibt es derzeit keine besonderen Auflagen für kurze Exkursionen nach Russland, sieht man einmal von der Vorlage eines negativen und frischen Coronatests ab.

Auch die russische Fluggesellschaft Aeroflot weiß nichts von einer Einladung – eine Offenherzigkeit, die einigen Verantwortlichen vielleicht ein One-Way-Ticket in unwirtliche russische Gegenden einbringen könnte – längerer Aufenthalt inklusive.

Für Dodons Abgreifermentalität gibt es nur ein Synonym: Korruption. Deren Bekämpfung hat sich übrigens auch Moldaus Präsidentin Maia Sandu verschrieben und so eine Herkules­aufgabe übernommen. Tranparency International führte Moldau in seinem Korruptionsindex von 2020 auf Rang 115 von 180. Vielleicht sollte Sandu sofort damit anfangen, in der eigenen Regierung aufzuräumen.

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