Korruption bei Ölverträgen in Brasilien: Drei Prozent bei jedem Abschluss
Der Ex-Chef des Ölkonzerns Petrobras hat einen Korruptionsskandal ausgelöst. Minister, Gouverneure und Abgeordnete sollen Geld vom Konzern erhalten haben.
SÃO PAULO dpa | Ein ehemaliger Direktor des brasilianischen Erdölkonzerns Petrobras hat zahlreichen Politikern Bestechlichkeit vorgeworfen. Minister, Gouverneure und führende Abgeordnete hätten illegale Zahlungen des staatlichen Unternehmens erhalten, habe der im März verhaftete Paulo Costa der Staatsanwaltschaft gestanden, wie die Zeitschrift Veja am Samstag berichtete.
Die Anklagebehörde habe ihm im Gegenzug eine Strafermäßigung versprochen. Jeder Vertrag von Petrobras mit staatlichen Stellen sei mit drei Prozent Provision an die verantwortlichen Politiker honoriert worden.
Unter den Geldempfängern sollen Finanz-Verantwortliche der Regierungspartei – ein Minister, drei Gouverneure und bis zu 49 Abgeordnete sowie zwölf Senatsmitglieder – sein, berichtete auch die Zeitung Folha de São Paulo. Betroffen von den Erklärungen Costas seien vor allem Politiker der Arbeiterpartei (PT) der Staatschefin Dilma Rousseff und der verbündeten Partido do Movimento Democrático Brasileiro (PMDB), aber auch der oppositionellen Sozialistischen Partei (PSB) sowie der rechten Partido Progressista (PP).
Rousseff wies am Samstag die Medienberichte als „Spekulationen“ zurück. Sie werde erst aufgrund offizieller Information vonseiten der Generalstaatsanwaltschaft und des Obersten Gerichtshofs handeln, die sich mit dem Fall befassen müssen. Brasilien steht vor Präsidentschaftswahlen am 5. Oktober, bei denen sich Rousseff für eine zweite Amtsperiode bewirbt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!