piwik no script img

Koreanischer DialogVersöhnliche Töne aus Nord und Süd

Während des Kondolenzbesuches einer nodkoreanischen Delegation zum Tod des Expräsidenten Kim Dae-jung vereinbaren die beiden Koreas praktische Schritte zur weiteren Zuammenarbeit.

Die Begräbnisfeier für Kim Dae-jung nutzen Süd- und Nordkorea für neue Verhandlungen. Bild: ap

TOKIO taz | Die Trauerfeiern für den früheren südkoreanischen Präsidenten Kim Dae-jung haben die Eiszeit zwischen Koreas Bruderstaaten beendet. Eine hochrangige Delegation aus Pjöngjang nutzte ihren Kondolenzbesuch in Seoul zum ersten politischen Gespräch mit Südkoreas Präsident Lee Myung-bak seit dessen Amtsantritt im Februar 2008.

Lee macht Fortschritte im Dialog und Hilfslieferungen von nordkoreanischen Zugeständnissen beim Atomprogramm abhängig. Deswegen hat Pjöngjang die Beziehungen und die gemeinsamen Projekte eingefroren. Nun stehen die Signale erneut auf Verständigung.

Bei dem halbstündigen Meinungsaustausch übermittelten zwei Vertreter Nordkoreas eine Botschaft von Kim Jong-il. Nordkoreas Führer habe sich "Fortschritte in der Zusammenarbeit der beiden Länder" gewünscht, berichteten südkoreanische Medien. Die Atmosphäre des Gesprächs beschrieb ein Regierungssprecher in Seoul als "herzlich". Lee habe die Grundsätze seiner Nordkorea-Politik erklärt.

Es gebe keine Probleme, die sich nicht lösen ließen, so Lee in dem Gespräch, solange die beiden Länder einen ernsthaften Dialog führten. Der nordkoreanische Sondergesandte Kim Ki-nam, ein enger Vertrauter von Machthaber Kim, erklärte, er verlasse Seoul mit guten Gefühlen. Am Vortag waren Südkoreas Wiedervereinigungsminister Hyun In-taek und der hohe KP-Funktionär Kim Yang-kon zusammengetroffen.

Die Begegnung im Präsidentenpalast in Seoul ist der bisherige Höhepunkt einer nordkoreanischen Charme-Offensive nach dem Besuch von Ex-US-Präsident Bill Clinton Anfang August in Pjöngjang. Am Freitag hatte der Norden die Grenze zum Süden wieder geöffnet. Außerdem hat Pjöngjang die Wiederaufnahme des innerkoreanischen Tourismus und neue Familientreffen erlaubt. Durch das Tauwetter auf der Halbinsel will Nordkorea offenbar seinen Wunsch nach bilateralen Verhandlungen mit den USA unterstreichen. Zudem dürfte sich Machthaber Kim finanzielle Zugeständnisse vom reichen Bruder Südkorea erhoffen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!