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Kopftuchgesetz in IranEtappensieg gegen die Hardliner

Die Umsetzung des Kopftuchgesetzes ist vorerst gestoppt. Ein Etappensieg für Präsident Peseschkian gegen die islamischen Hardliner im Parlament.

Protest wirkt: Das geplante Kopftuchgesetz in Iran wurde vorerst gestoppt Foto: Arne Immanuel Bänsch/dpa

Teheran dpa | Das vom iranischen Parlament verabschiedete Kopftuchgesetz wird vorerst auf Eis gelegt. „Die Regierung hat beschlossen, das Gesetz von der politischen Führung und dem Nationalen Sicherheitsrat erneut überprüfen zu lassen“, sagte Vizepräsident Schahram Dabiri. Bis dahin werde das Gesetz auch gestoppt, sagte Dabiri dem Internetportal der Tageszeitung Hammihan.

Das von islamischen Hardlinern im Parlament verabschiedete Gesetz sieht für Frauen, die sich nicht an die Kopftuchpflicht halten, unter anderem hohe Geldstrafen oder die Verweigerung öffentlicher Dienstleistungen vor. Das Gesetz sollte Mitte Dezember von der Regierung umgesetzt werden, wurde aber wegen der heftigen Proteste im In- und Ausland verschoben.

Einer der Kritiker ist auch der als moderat geltende Präsident Massud Peseschkian. Vergangene Woche legte er sein Veto gegen das Gesetz ein und schaltete daraufhin den Sicherheitsrat ein. Der Rat ist das höchste Entscheidungsgremium der Islamischen Republik in Sicherheitsfragen.

Die jüngste Entscheidung sehen Beobachter als Etappensieg für Peseschkian im internen Machtkampf gegen die islamischen Hardliner. Der Präsident befürchtet bei der Umsetzung des Gesetzes neue Unruhen und hofft, dass es im Sicherheitsrat zumindest teilweise revidiert wird.

Alle Frauen im Iran müssen laut islamischen Vorschriften eine lange Jacke und ein Kopftuch tragen, um Körperkonturen und Haare zu verbergen. In den Großstädten jedoch halten sich inzwischen viele von ihnen aus Protest nicht mehr an die strengen islamischen Kleidungsregeln. Der Trend folgte auf die Massenproteste vom Herbst 2022 unter dem Motto „Frau, Leben, Freiheit“.

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3 Kommentare

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  • Für die bärtigen Mullahs wäre es ihr Barthaar sträubend, wenn ihr Frauen-Haar unterdrückendes Kopftuchgesetz unterdrückt würde und sie gezwungen wären, sich vom über ihre Kopftuch-Wächter-Augen sträubendes Barthaar durch radikale Rasur befreien zu müssen, damit sie die Frauen-Haare nicht aus dem Blick verlieren wegen der Sichtbehinderung durch ihre über die Augen gesträubten Barthaare.

  • Na ja, das ist so ein Hin und Her im Iran.

    Z. B. Hardliner haben in Teheran eine „Klinik zur Überwindung der Kopftuchlosigkeit“ eingerichtet.

    www.faz.net/aktuel...rie-110125772.html

    Die "Klinik" wird von der Zentralstelle für die Förderung der Tugend und die Verhinderung der Laster geleitet. Die Zentralstelle strebt an, islamische Prinzipien, darunter eben die Einhaltung der Hidschabpflicht, in der gesamten Gesellschaft zu verbreiten, indem es staatlich kontrollierte Medien und verschiedene Plattformen als Basis zur Einflussnahme nutzt.

    Die Klinik ist dabei Teil eines umfassenderen Plans, der als "Ökosystem für Frömmigkeit und den Hidschab" bekannt ist und von der Zentralstelle für die Förderung der Tugend und die Verhinderung des Lasters entworfen wurde, um Fragen der Bescheidenheit und des Hidschabs auf persönlicher, familiärer und sozialer Ebene zu behandeln.

    Ein Hauptziel besteht darin, die Nichteinhaltung der Zwangsverschleierung einzudämmen und den Hidschab als "Säule" der Islamischen Republik zu positionieren und zu zementieren.

  • Liebe taz, ich erlaube mir mal etwas Aufklärungsarbeit über den Islam:



    Es gibt keinen Zwang im Islam!



    Das ist nicht so populistisch wie das Zitieren der Randgruppen und Extremisten, wenn man über den Islam reden will.



    Und die Reproduktion, der endlosen falschen Annahmen über den Islam, die nicht die geringste Grundlage oder Rechtfertigung im Koran finden, ist geliebter Teil der westlichen Kulturen und macht uns laizistischen Muslimen das Leben viel schwerer als irgendwelche selbst ernannten Fetwa-Verteiler! Und ebenso macht es unser Leben als Muslime ebenso schwerer, weil ausnahmslos alle Medien, einschließlich der TAZ und seiner vielen Islam-Experten Kommentatoren, das Falschwissen über Muslime und den Islam, Richtung Hetze gegen Muslime und Islamfeindlichkeit immer weiter schön füttern und stärken und Menschen wie mich, für die weder die Hadithen gelten, noch angebliche Kopftuch-Vorgaben, als emanzipierte Ausnahme betiteln, die nur so sein können, weil sie nicht entsprechend ihrer Religion leben.



    Diese Arroganz und der Glaube der zivilisatorischen Überlegenheit ist ja nichts Neues aus dem Westen.



    Wenn wir nicht verschleiert sind, dann sind wir „westlich“, gell?!