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Konzern träumt von Elektro-InternetEon bastelt an neuen Netzen

Milliardengewinn trotz Krise: Der scheidende Chef des Energieriesen gibt nur vage Prognosen. Dafür hat er Visionen - und harte politische Forderungen.

Wehende Fahnen, große Worte: Eon. Bild: dpa

Räumt hier jemand einen Fehler ein? "Wir waren bei erneuerbaren Energien lange zögerlich, manche sagen, zu lange", sagte der scheidende Vorstandsvorsitzende der Eon AG Wulf Bernotat am Mittwoch auf seiner letzten Bilanzpressekonferenz in dieser Funktion. Doch mehr Selbstzweifel gab es vom Chef des größten deutschen Energiekonzerns dann doch nicht zu hören. Der leisen Einleitung folgten die Paukenschläge, mit der Bernotat die Leistungen des Geschäftsbereich "Climate & Renewables" präsentierte: Täglich würden zwei Windturbinen in Betrieb genommen, der größte Windpark der Welt in Texas gebaut und der Einstieg in die Solarenergie geschafft. "Erneuerbare sind in weniger als zwei Jahren zu einem Kerngeschäft bei Eon geworden", sagte Bernotat. Und das hat 146 Millionen Euro zum Konzernergebnis beigetragen.

Doch das reichte bei weitem nicht aus, um die Rückgänge im Gasgeschäft wettzumachen, sodass Eon unterm Strich 2009 rund 5,3 Milliarden Euro verdiente, fünf Prozent weniger als 2008. Bernotat begründete dies mit einem Preisverfall auf dem Gasmarkt als Folge der Wirtschaftskrise. Der Gaspreis ist zeitlich versetzt an den Ölpreis gekoppelt, und der litt zumindest in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres unter der weltweiten Rezession. Zudem gibt es derzeit ein großes Gasangebot auf dem Markt, was den Preis weiter drückt. Also brach das Ergebnis in diesem Geschäftsbereich um rund 33 Prozent ein. Wie es in diesem und im kommenden Jahr weitergeht, darauf will sich Eon noch nicht festlegen. 2010 ein Konzernüberschuss auf Vorjahresniveau, für 2011 keine Aussage - auch nicht von Bernotats Nachfolger Johannes Teyssen, der erst im Sommer seine Strategie vorlegen will.

Stattdessen malte Bernotat in bestem PR-Jargon die "Smart World of Energy" aus, die uns in Zukunft versorgen wird. Die besteht nicht nur aus Stromautos, erneuerbarer Energie und vorerst auch aus Atomkraftwerken, sondern vor allem aus einer Art "Elektro-Internet", also intelligenten Stromnetzen für eine dezentralisierte Versorgung, bei denen Verbraucher gleichzeitig Erzeuger sein können. Dafür müssten die Stromkonzerne in Deutschland bis 2020 rund 20 Milliarden Euro investieren. Damit sie das auch tun, forderte Bernotat eine konzernfreundliche Preiskontrolle - ein Vorhaben, das es unter dem Stichwort "moderne Regulierung" in den Koalitionsvertrag schaffte.

An diesem sauberen Bild der Eon-Zukunft haben Umweltschützer jedoch Zweifel. "Während andere Konzerne sich zunehmend vom Neubau von Kohlekraftwerken verabschieden, setzt Eon seine fossile Investitionspolitik unbeirrt fort", erklärte zum Beispiel die Klima-Allianz. Eon plant unter anderem Europas größtes Steinkohlekraftwerk in Datteln, dessen Bau im vergangenen September gerichtlich gestoppt wurde. Solche Projekte seien auch mit wirtschaftlichen Risiken für die Aktionäre verbunden, meint die Klima-Allianz. Ein endgültiger Baustopp in Datteln etwa würde einen Schaden in Höhe von rund einer Milliarde Euro bedeuten.

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2 Kommentare

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  • JK
    Juergen K

    Was ist den noch moderater als har keine Kontrolle durch den Regulierer?

     

    Doch nur Steuersubventionen obendrauf !

  • H
    Harri

    Es scheint in der Wirtschaftsredaktion der Taz wie auch in der Öffentlichkeit noch nicht angekommen zu sein, dass das "Smart Grid", also die Möglichkeit der Fernsteuerung dezentraler Energieerzeugungsanlagen, die Schlüsselentscheidung für die dezentrale und ökologische Stromerzeugung der Zukunft sein wird.

     

    Die Steuerung der Netze ist natürlich notwendig. Wenn es anteilig viel dezentral erzeugte Energie gibt, muss auch die aus technischen Gründen geregelt werden.

     

    Mit dem Smart Grid wird aber automatisch die Abnahmeverpflichtung für Energie aus erneuerbaren Quellen gekippt, und damit ist jede Amortisationsrechnung der Betreiber hinfällig.

     

    Dabei ist die Frage: Wer entscheidet nach welchen Kriterien, ob ein dezentrales Kraftwerk liefern darf oder zeitweise abgeschaltet wird?

     

    Wenn es nach Eon geht, entscheidet Eon. Kriterium ist dabei sicher die Auslastung der eigenen Kraftwerke und die Belastung der Netze mit selbst erzeugter Energie.

     

    Was sind die Alternativen?

    Die Netze, mindestens aber die neue Steuerung des Smart Grid in öffentliche Hand legen, wie in Dänemark.

     

    Und natürlich Erzeugergenossenschaften, die die Erzeugung und den Verkauf der Energie gemeinschaftlich steuern. Das macht aber nur Sinn, wenn die erzielbaren Preise die Gestehungskosten übersteigen, wie aktuell nur bei Kleinwasserkraft und Windkraft in Strom-Mangelzeiten.

     

    Die politische Forderung muss der Vorrang dezentraler erneuerbarer Energien im Smart Grid sein, was technologisch kein Problem darstellt.

     

    Ausblick: Es ist absehbar, dass die Zahl der Privathäuser und Firmen, die ihre Energie zu einem großen Teil selbst erzeugen, steigen wird. Dadurch sinkt die gesamte handelbare Strommenge, während das Netz immer mehr als Puffer genutzt wird.

    Damit wird die Energieverteilung und das Smart Grid selbst zur wichtigsten Ware werden, und genau darum geht es EON schon jetzt.