Konkurrenz der Häfen: Hamburg, der billige Michel
Der Hamburger Hafen macht Miese: Kein Wunder, finden die Grünen - liegen doch seine Gebühren und Pachten deutlich unter denen seiner Konkurrenten.
HAMBURG taz | Der Hamburger Hafen vermarktet sich für’n Appel und’n Ei. Diesen Schluss legt ein Vergleich der Geschäftszahlen der Hamburg Port Authority (HPA) mit anderen europäischen Hafenbetrieben nahe. Die Konsequenz: Die HPA machte im vergangenen Jahr an die 90 Millionen Euro Verlust, während Häfen wie Antwerpen und Barcelona mit Überschüssen aufwarten konnten.
„Das Problem ist: Über die HPA subventioniert der Senat die Hafendienstleister“, kritisiert der nun der Hamburger Grünen-Abgeordnete Anjes Tjarks. Es werde höchste Zeit, dass die HPA ein tragfähiges Geschäftsmodell erhalte und nicht länger als Selbstbedienungsladen für Logistikfirmen wie die HHLA oder Eurogate missbraucht werde.
Die HPA ist eine städtische Behörde mit eigenem Vermögen. Wie die Hafengesellschaften andernorts betreibt und entwickelt sie die Hafeninfrastruktur: Sie baut und unterhält Kais und Wasserwege, Brücken und die Hafenbahn, vermietet Grundstücke und treibt die Hafengebühren ein.
Was die HPA für die Stadt erlöst, liegt deutlich niedriger als in anderen Hafenstädten. So wird in Hamburg mehr als dreimal soviel Tonnage umgeschlagen wie in Barcelona. Doch die vereinnahmten Hafengebühren sind um ein Drittel geringer. Antwerpen schlägt knapp 50 Prozent mehr um, erlöst aber über 200 Prozent mehr an Hafengebühren. Rotterdam schlägt dreimal soviel um, erlöst aber sechsmal soviel.
Bei einer Landfläche, die nicht einmal doppelt so groß ist wie die in Hamburg nimmt Rotterdam mehr als das dreifache an Pacht ein. Auch Barcelona schlägt sich hier etwas besser als Hamburg, Antwerpen mit seinem sehr großen Hafengebiet dagegen deutlich schlechter.
Containerumschlag: Nach einem Höhepunkt im Vorkrisenjahr 2007 mit 9,9 Millionen Container-Einheiten hat der Hamburger Hafen im vergangenen Jahr wieder gut neun Millionen Standardcontainer-Einheiten umgeschlagen.
Der Umschlag in Tonnen betrug im vergangenen Jahr 123 Millionen. Zum Vergleich: In Rotterdam waren es 435 Millionen.
Investiert wurden aus dem städtischen Haushalt 130 Millionen Euro.
Die Mieten und Pachten, die Unternehmen im Hamburger Hafen bezahlen müssen, sind den Grünen schon länger ein Dorn im Auge. 2011 lag die Durchschnittsmiete bei 3,30 Euro pro Quadratmeter. Das sei deutlich zu niedrig. Zuletzt hat die Linke in der Bürgerschaft beantragt, die Flächenmieten bis 2020 von 64 auf 100 Millionen Euro zu erhöhen.
Im Vergleich mit den Häfen von Barcelona, Rotterdam und Antwerpen macht Hamburg mit seiner Infrastruktur ein schlechtes Geschäft. Barcelona weist einen Gewinn von 60 Millionen Euro aus, Antwerpen von 95 Millionen und Rotterdam von 240 Millionen.
Hamburgs Senat erklärt das HPA-Minus damit, dass sich die Gesellschaft anders als in anderen Städten um eine umfangreiche öffentliche Infrastruktur zu kümmern habe, für das kaum Erlöse zu erwirtschaften seien, etwa das Netz der Straßen und Wasserstraßen. Eine Besonderheit ist, das Hamburg zudem die Elbfahrrinne unterhalten muss – eine Wasserstraße, für die eigentlich der Bund sorgen müsste.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!