Konflikt zwischen Thailand und Kambodscha: Tote bei "Dschungelkrieg"

Zwischen den beiden südostasiatischen Nachbarn sind erneut Kämpfe wegen Grenzstreitigkeiten aufgeflammt. Eine diplomatische Lösung nicht in Sicht.

Kambodschanische Militärfahrzeuge in der Nähe des umstrittenen Grenzgebietes. Bild: ap/dapd

BANGKOK taz | Neu aufgeflammte Kämpfe um mehrere Areale Dschungel haben wieder Tote gefordert: An der Grenze zwischen Thailand und Kambodscha kamen seit dem Wochenende mindestens zwölf Soldaten ums Leben - fünf auf thailändischer und sieben auf kambodschanischer Seite. Mehrere zehntausend Bewohner auf beiden Seiten der Grenze sind auf der Flucht oder wurden evakuiert. Am Montag Abend wurden weitere Kämpfe gemeldet.

Hintergrund der Auseinandersetzungen sind bis heute ungelöste Grenzfragen: Erst im Februar hatten sich beide Länder zum wiederholten Mal Gefechte um den 900 Jahre alten Hindu-Tempel Preah Vihear geliefert. Dieser war Kambodscha 1962 von einem internationalen Gericht zugesprochen worden. Allerdings blieb strittig, wem der Boden rund um die Anlage gehört - etwa fünf Quadratkilometer Dschungel. Im Juli 2008 war die Kultstätte gar als Unesco-Weltkulturerbe gelistet worden, sehr zum Ärger Thailands.

Die jüngsten Kämpfe hatten sich etwa 150 Kilometer westlich von Preah Vihear entzündet - in einem Urwaldgebiet, in dem sich zwei weitere historische Tempelanlagen befinden. Beide Nachbarn beschuldigen sich gegenseitig, die Angriffe mit Mörsergranaten und schwerer Artillerie gestartet zu haben.

Derweil zeigen sich die Vereinten Nationen zutiefst beunruhigt. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte, der Streit könne nicht militärisch gelöst werden. Der Grenzkonflikt war bereits im Februar Thema im UN-Sicherheitsrat, welcher die beiden Nachbarn zu einem dauerhaften Waffenstillstand aufgerufen hatte. Auch sollte Indonesien, derzeit Vorsitzender der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean, in der Krise vermitteln.

Doch sämtliche Appelle sind bisher verhallt. Während Kambodscha von Anfang an auf Vermittler von außen setzte, beharrte Thailand auf bilateralen Gesprächen. Doch schließlich hatte sich Thailands Außenministerium dazu bereit erklärt, indonesischen Beobachtern Zutritt zur umkämpften Region zu gewähren.

Aber diese Zusage war von der thailändischen Armee torpediert worden. Laut Medienberichten hatten führende Militärs ihrer Regierung in Bangkok klar gemacht, dass sie keine auswärtigen Beobachter auf ihrem Territorium dulden würden.

Vor dem Hintergrund der jüngsten Gefechte warf Kambodscha Thailand vor, mögliche multilaterale Verhandlungen zu sabotieren. Thailand parierte sofort: Der Nachbar sei für die Eskalation der Gewalt verantwortlich, um so eine internationale Intervention zu rechtfertigen.

Eine diplomatische Lösung scheint somit weiter nicht in Sicht. Zumal die für Montag angesetzte Reise des indonesischen Außenministers Marty Natalegawa nach Phnom Penh und Bangkok abgesagt wurde.

Unterdessen meldete sich Thailands Armeechef Prayuth Chan-ocha in der Tageszeitung Bangkok Post zu Wort: Die Regierung werde entscheiden, ob man gegen Kambodscha in den Krieg ziehe, wurde der als Hardliner bekannte Prayuth zitiert.

Die Aussage entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Schließlich ist es in Thailand ein offenes Geheimnis, dass sich die Regierung nach den Militärs zu richten hat und nicht umgekehrt. Ein Mitglied der thailändischen Wahlkommission deutete gar an, der Konflikt könne die Vorbereitungen für die vorgezogenen Parlamentswahlen beeinträchtigen. Diese werden für Ende Juni oder Anfang Juli erwartet.

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