Konferenz der Friedrich-Naumann-Stiftung: FDP macht's sich einfach
Gegen eine Konferenz der FDP-nahen Naumann-Stiftung mit industriegesponserten Referenten, die den Klimawandel bezweifeln, regt sich Protest – auch innerhalb der Partei.
BERLIN taz | Umweltschutzgruppen rufen zum Protest gegen die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung. Unter dem Motto "Climate Change is a fact: Nicht leugnen, handeln!" wollen Greenpeace, BUND und Co. am Freitag die Tagung "Update zur Klimaforschung" stören, die das Liberale Institut der Naumann-Stiftung organisiert.
Auf der Rednerliste dieser Tagung stehen ausschließlich Skeptiker und Leugner des Klimawandels. "Die Debatte um das Ausmaß und die Ursachen" der Erderwärmung sei "noch nicht verstummt", heißt es in raunendem Ton in der Einladung. Eine "wissenschaftliche Debatte" dieser kontroversen Punkte, so das Liberale Institut, sei "dringend geboten".
Als Star der Veranstaltung dient Fred Singer, ein US-Atmosphärenphysiker, der mit Angriffen auf den Weltklimarat IPCC bekannt geworden ist. Singer bestreitet zwar nicht, dass die menschlichen CO2-Emissionen den Treibhauseffekt verstärken – doch hätten natürliche Faktoren einen größeren Einfluss auf das Klima.
Vor seiner Karriere als Klimaskeptiker bezweifelte Singer, dass Passivrauchen zu Lungenkrebs führt und ob das Ozonloch wirklich eine so schlimme Sache ist. Die US-Organisation Union of Concerned Scientists listete in einer Studie auf, dass Singer beziehungsweise Institutionen, für die er gearbeitet hat, über Jahre Millionensummen von Firmen wie dem Ölriesen Exxon erhalten haben.
Auch der Mitveranstalter der Berliner "Klimakonferenz", CFACT aus Washington, hat jahrelang Geld von Unternehmen genommen, die an der Zerstörung des Weltklimas verdienen: Die Lobbyisten-kritische US-Website Sourcewatch.org listet etwa Spenden von Chevron (60.500 Dollar), DaimlerChrysler (25.000 Dollar) oder ExxonMobil (587.000 Dollar) auf. CFACT hat es sich zur Aufgabe gemacht, "Klima-Alarmismus" zu bekämpfen.
Zu seinem Mitarbeiterstab zählt der Jenaer CDU-Politiker Holger Thuss, der Mitbesitzer eines Verlages für klimaskeptische Bücher ist. Thuss ist zudem "Präsident" des Jenaer Vereins EIKE, der ebenfalls als Einlader für die Konferenz auftritt. "Nicht das Klima ist bedroht, sondern unsere Freiheit", lautet dessen Schlachtruf. "Umweltschutz: Ja! Klimaschutz: Nein!"
Sind die Liberalen jetzt also Klimaskeptiker? "Die FDP ist in ihrer Positionierung vollkommen klar, dazu muss man sich nur Wahlprogramm und Koalitionsvertrag ansehen" erklärt Horst Meierhofer, Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des Bundesfachausschusses Umwelt der FDP.
Er hoffe, dass zusätzlich jemand eingeladen wird, der die Mehrheitsmeinung der Wissenschaft abbilde. An der Naumann-Stiftung übt Meierhofer nur indirekt Kritik: "Eine politische Stiftung hat eine politische Verantwortung. Und sie hat einen politischen Ruf."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Negativity Bias im Journalismus
Ist es wirklich so schlimm?
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands