piwik no script img

Komödie "Salami Aleikum"Windungsreiche Multikultis

Ein kleiner Exiliraner und eine riesige Sächsin wollen unbedingt ein Paar werden. Probleme sind da vorprogrammiert - auch zwischen den Vätern. Die Pointen bleiben leider maßvoll.

Szene aus der Komödie "Salami Aleikum", u.a. mit Wolfgang Stumph (l) als sächsischer Vater. Bild: dpa

Die Multikulti-Komödie glaubt fest daran, dass Gegensätze sich anziehen. Deshalb bringt sie Menschen zusammen, die nicht zusammenpassen wollen: zum Beispiel deutsche und deutschtürkische Hamburger in Anno Sauls "Kebab Connection" (2004) oder griechisch- und irischstämmige Amerikaner in Joel Zwicks "My Big Fat Greek Wedding" (2002).

In Ali Samadi Ahadis "Salami Aleikum" sind es ein junger Exiliraner aus Köln und eine Automechanikerin aus Sachsen, die partout zum Paar werden müssen. Der eine ist Sohn eines Metzgers und lernt, wenn auch voller Widerwillen, dieses Handwerk, die andere ist Vegetarierin aus Überzeugung.

Auch was Mut, Körpergestalt und Durchsetzungsfähigkeit anbelangt, unterscheiden sich die Hauptfiguren. Mohsen (Navid Akhavan) ist ein Hänfling, schüchtern und wegen seines übermächtigen Vaters neurotisch, Ana (Anna Böger) misst ungefähr zwei Meter, weil sie als Teenager zum Kugelstoßen ausgebildet wurde und dabei viele Anabolika verabreicht bekam. Ihre Eltern sind stumpfe Rassisten wie alle Einwohner der tristen Ortschaft Oberniederwalde. Mohsens Eltern wiederum fürchten den Osten Deutschlands sehr.

"Salami Aleikum" gestaltet den Weg zum Happy End erwartungsgemäß windungsreich. Fast alle Figuren fliehen lieber in Lügengespinste, anstatt Konflikte auszutragen, was die Konflikte à la longue umso größer werden lässt. Ali Samadi Ahadi inszeniert dies recht vorhersehbar und brav, fremd ist ihm der brachiale, geschmacklose, entfesselte Humor, der US-amerikanische Komödien kennzeichnet.

Die Pointen bleiben lieber maßvoll, als jemandem richtig wehzutun. Sie speisen sich vor allem aus dem Vater-Sohn-Konflikt, den Lügengespinsten, dem sprachlichen Vermögen oder Unvermögen der Figuren und aus einer Herde rachitischer polnischer Schafe. Überraschender ist da schon, dass Mohsens Vater, bis heute treuer Anhänger des Schahs von Persien, und Anas Vater sich näher kommen, weil beide sich nur dann als stattliche Männer fühlen, wenn sie ihre 1979 beziehungsweise 1989 nutzlos gewordenen Uniformen tragen.

Animierte Sequenzen unterbrechen und kommentieren den Gang der Dinge, außerdem gibt es Tanz- und Gesangseinlagen, die entfernt an Bollywood-Filme erinnern. Die Einschübe eröffnen einen kurzen Blick auf die große weite Welt der Fantasie und Fabulierlust. Schade, dass der Film nicht mithält.

"Salami Aleikum". Regie: Ali Samadi Ahadi. Mit Anna Böger, Navid Akhavan u. a. Deutschland 2008, 106 Min.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

2 Kommentare

 / 
  • M
    moslem.blogger.de

    Hallo doische tazler,

     

    mussu aufpassen wenn Neudoischworte wie "Kulturbereicherer", "Gutmenschen" un "Multi-Kulties" kommt wie von VG "Wiener", weissu?

    Kennst du nix neueste Masche von Neonasi in Internet? Guckst du bei "PI-News" wie da Texte werden geschrieben, dann du erkennst kleine braune Sturmtruppen, weissu. Oda du guckst bei http://moslem.blogger.de vorbei, wo isch mache Aufmerksam auf de Schais und Lehrgang fur dumme tazler, guckst du.

     

    Oda hassu neuerdings Plattform gemacht fur braunes Pack von Anti-Multikültü?

  • W
    Wiener

    Schöne neue, lustige, multi-kulti Welt.

     

    Blöd nur, dass die die wirklich in den "kulturell" bereicherten Gebieten wohnen, nicht besonders viel zu lachen haben.