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■ Der Börsencrash an der Wall Street fußt auf irrationalen ÄngstenKommunistenphobie

Noch vor dem immer wieder heiklen Oktober an der New Yorker Börse sind die Kurse dieses Jahr schon im August eingebrochen. Der amerikanische Aktienindex Dow Jones fiel um 6,4 Prozent und verlor 513 Punkte. Die Verkäufe der panischen Anleger verursachten damit den zweitstärksten Kurssturz in der Geschichte der Börse an der Wall Street. Den stärksten Fall der Kurse erlebten die Broker am 19.Oktober 1987. Und seit dem 24.Oktober 1929 gilt der Monat als böses Omen, das die Broker fürchten wie Abergläubische Freitag den 13.

Die amerikanischen Anleger fürchten ähnliche Schimären. Die Krise in Rußland bewegte sie, ihre Aktien in großem Stil zu veräußern und das gerettete Geld in US-Staatsanleihen zu investieren. Die Besinnung auf heimische Werte hat jedoch kaum einen greifbaren Hintergrund. Der russische Staat ist zwar handlungsunfähig, der Rubel wertlos – Faktoren, die durchaus Anlaß zu Sorge bereiten. Aber direkte Auswirkungen auf US-Unternehmen und die US-Konjunktur hat das russische Desaster nicht. Die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Weltmächten sind zu vernachlässigen. Und selbst wenn McDonald's weniger Bouletten in Moskau verkauft, wird der Konzern deswegen nicht in finanzielle Schieflage geraten.

Die russische Krise fördert Urängste in den USA. Denn verhindern nicht die Kommunisten in Rußland, daß der alte Mann des Westens seinem Land endlich helfen kann? Stellen nicht diese Antichristen die stärkste Macht im Parlament? Sind es nicht diese Kalten Krieger, die den Start-II-Abrüstungsvertrag immer noch nicht ratifiziert haben? Die Angst vor den mehreren tausend Atomsprengköpfen ist durchaus berechtigt, doch der Abrüstungsvertrag liegt seit nunmehr fünf Jahren in den Schubladen der Duma-Abgeordneten. Doch nun wird für die Amerikaner deutlich, daß sie sich in den vergangenen sieben Jahren haben blenden lassen.

Es sind noch dieselben Russen wie zu Zeiten des Kalten Krieges und der kommunistischen Diktatur. Jahrzehntelang waren sie das Feindbild Nummer eins in den USA. „Never trust a Red“, hatte schon der phobische Senator Joseph McCarthy als Leitmotiv im Umgang mit Kommunisten ausgegeben. Diese Indoktrination wirkt noch immer. So erklärt sich auch die Befürchtung der Amerikaner, daß der südamerikanische Hinterhof durch die Rußlandkrise in einen Mahlstrom von Verlusten und Abwertung geraten könnte. Hatten die Commies da nicht schon mal ihre Finger drin? Ulrike Fokken

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