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Kommunismus-DebatteDas böse Wort mit K

Ambros Waibel
Ambros Waibel
Kommentar von Ambros Waibel und Ambros Waibel

Der Traum von einer anderen Gesellschaft bleibt aktuell. Der Begriff "Kommunismus" aber gehört entsorgt: Gianna Nannini ist K., Wikipedia ist K, "Tiere essen" von Jonathan Safran Foer ist K.

Wir leben im großartigen Zeitalter immer größerer Freiheiten: Nannini (und Penelope) ist K. Bild: dpa

G ianna Nannini hat mit 54 Jahren ihr erstes Kind bekommen - das ist K. Und nach ihrer Tochter Penelope, der sie ihre neue Platte gewidmet hat, will sie nun noch einen Sohn. Das ist noch mehr K. Denn Gianna Nannini hat damit den Knast der Natur hinter sich gelassen und ist in das Reich der Freiheit eingetreten.

Randy Newman dagegen singt auf seinem Album "Bad Love" im Gespräch mit Karl Marx die Verse: "Karl, the world isnt fair, it isnt and never will be." Randy Newman hat hier ausnahmsweise einmal nicht recht. Gewiss ist es unfair, dass sich Frauen in grob gerechnet zwei Dekaden ihres Lebens entscheiden sollen, ein Kind zu bekommen oder nicht. Aber sie und wir müssen das nicht mehr hinnehmen. Wir leben im großartigen Zeitalter immer größerer Freiheiten, allgemein verfügbaren Wissens und ethisch fortgeschrittenen Bewusstseins: Nannini (und Penelope) ist K., Wikipedia ist K, "Tiere essen" von Jonathan Safran Foer ist K.

Lösen wir die Dinge auf: "K" steht hier für das, was manche noch Kommunismus nennen. "Kommunismus" ist aber ein veralteter und provinzieller Begriff. Er steht nicht nur im Westen Deutschlands, wie Gregor Gysi anlässlich der Lötzsch-Debatte meinte, für Unfreiheit und Verbrechen (und für manch irrationale Ängste), sondern auch in Polen. Wer mit dem Begriff "Kommunismus" denkt und politische und gesellschaftliche Ziele beschreibt, lebt in der Vergangenheit. Nicht umsonst nannten sich die Sozialdemokraten und Kommunisten einst so - und nicht Jakobiner.

Aber warum bleibt man bei einem zumindest belasteten und politisch selbstmörderischen Namen für eine menschenfreundliche Idee von Zusammenleben, die man Gesinde Lötzsch und Followern schon zubilligen darf? Die Antwort ist: Angst und Unwissenheit. Angst vor dem Neuen: vor der PID, vor der neuesten App, vor völlig neuen Konzepten für Mobilität und Energie. Und diese Angst ist verständlich. Denn aus dem Fortschritt ergeben sich durchaus auch beunruhigende Fragen. Aber es ergibt sich auch die Lust, in der Gegenwart zu leben.

Was an Gesine Lötzschs (oder Michael Bries, der ja eigentlich der Autor war) Kommunismustext wirklich unangenehm war, ist die Ableitung einer neuen Gesellschaftsordnung aus der Apokalypse: das Versiegen des Golfstroms, der Untergang von Euro oder EU, radikalfundamentalistische USA, Flüchtlingsströme, die die Festung Europa (bei Brie/Lötzsch in Anführungszeichen - so radikal soll es dann noch nicht sein) berennen.

Wer eine neue Gesellschaft so denkt, unterstellt derjenigen, in der er lebt, Minderwertigkeit. Das ist falsch und arrogant. Diese unsere westliche Gesellschaft ist immer noch vorne, die große Masse der Menschheit wünscht sich nichts anderes, als so zu leben, wie wir es können: auch wie Hartz-IV-Bezieher - was der Forderung nach Abschaffung von Hartz IV oder der Forderung nach einem allgemeinen bedingungslosen Grundeinkommen überhaupt nicht widerspricht. Gerade weil die Gesellschaftsordnung ja auch dem, der alles zum Kotzen findet, die Möglichkeit lässt, sich in die Uckermark zurückzuziehen, katholisch, islamistisch oder kommunistisch zu werden oder sich über das "Unnatürliche" an Spätestgebärenden zu mokieren.

Das alles ist okay, aber es bleibt versponnen und irrelevant. Relevant sind nur der ethisch durchdachte und demokratisch verankerte Fortschritt und die global gerechte Verteilung dieses Fortschritts, die ohne Widerstand, ohne kontinuierliche Revolte gegen die herrschenden Privatinteressen nicht zu haben sein wird. Pasolini sprach einst von Entwicklung ohne Fortschritt - das ist die Gefahr, auf die man sich konzentrieren sollte.

Bild: Alexander Janetzko

Ambros Waibel ist Meinungsredakteur der taz.

Stattdessen hegen viele von denen, die für den K sind, Sympathien mit dem Regime im Iran, für dessen Freund Hugo Chávez oder für die Hisbollah. Wie asoziale deutsche Unternehmer im Schlepptau Gerhard Schröders verteidigen sie die Diktatur in China - die Konzernchefs wurden wenigstens reich dabei. Dahinter steckt zumindest die Idee, der Feind meiner Feinde (der USA, Israels, des Westens, des Imperialismus) sei mein Freund. Warum eigentlich? Reicht es nicht, sich auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte zu beziehen und so seine politischen Sympathien zu verteilen? Warum glauben manche Kommunisten, Politik nach der Devise des kleineren Übels machen zu müssen, wo sie damit erst vor zwanzig Jahren gescheitert sind?

Der Schriftsteller Dietmar Dath sagte mal auf einer Veranstaltung der zuletzt viel zitierten jungen Welt sinngemäß: Wenn wir Kommunisten mit aller militärischen Gewalt, die uns zur Verfügung stand, von der Roten Armee bis zur Mauer und zur Staatssicherheit, kein dauerhaftes gesellschaftliches Gebilde nach unseren Vorstellungen aufbauen und erhalten konnten, dann müssen wir daraus zumindest einen Schluss ziehen: Beim nächsten Versuch können wir auf diese unschönen Dinge verzichten.

Die Idee, es brauche die große Katastrophe, aus der dann eine neue, bessere Gesellschaftsordnung erwachse , die jedes Verbrechen rechtfertige, entstammt - im sympathischsten Fall - jugendlicher Unwissenheit. Sicher: Ohne den Ersten Weltkrieg keine Revolution von 1918; aber ohne den Ersten Weltkrieg auch kein Zivilisationsbruch, der die Barbarei von SA, SS und Wehrmacht erst möglich machte. In der Sehnsucht nach dem Weltenende steckt eine groteske Fehleinschätzung. Nur aus einer Gesellschaft, die sich nichtkriegerisch und demokratisch entwickeln kann, erwächst etwas Neues. Gewalt können die Manager und Kriminellen weltweit allemal besser.

Bleibt nachzutragen, dass die ganze Affäre im Kern natürlich keine Debatte über den "Kommunismus" ist, sondern eine politische Kampagne gegen die Linkspartei, ähnlich wie einst die der Republikaner gegen Bill Clinton. Da ging es auch nicht um die moralische Bewertung von Oralsex, sondern um Parteipolitik. Aber diese Kampagne ist zulässig. Die Linkspartei wird sie hoffentlich überleben. Der Oralsex und Bill Clinton haben es ja auch geschafft. Der Kommunismus"? Bitte nicht.

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Ambros Waibel
taz2-Redakteur
Geboren 1968 in München, seit 2008 Redakteur der taz. Er arbeitet im Ressort taz2: Gesellschaft&Medien und schreibt insbesondere über Italien, Bayern, Antike, Organisierte Kriminalität und Schöne Literatur.
Ambros Waibel
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Geboren 1968 in München, seit 2008 Redakteur der taz. Er arbeitet im Ressort taz2: Gesellschaft&Medien und schreibt insbesondere über Italien, Bayern, Antike, Organisierte Kriminalität und Schöne Literatur.
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28 Kommentare

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  • D
    DocBenway

    "Diese unsere westliche Gesellschaft ist immer noch vorne, die große Masse der Menschheit wünscht sich nichts anderes, als so zu leben, wie wir es können."

     

    Mal vom "Diese unsere"(H.Kohl) abgesehen, denn nicht jedeR betreibt Identitätsbildung per Himmelsrichtung, sind das zwei ziemlich unstrittige Thesen in einem Satz. Meine Frage an Sie, werter Herr Waibel, wäre nur: Sehen Sie denn da gar keine kausale Logik zwischen diesen beiden Gegebenheiten? Fehlt hier nicht eine Konjunktion? Ein "weil" vielleicht? Nein? Finden Sie nicht? Na, dann wundert´s mich auch nicht, daß Sie auf K partout nicht klar kommen.

  • KF
    Klaus Frey

    Was modern ist muss nicht per se gut sein, überliefertes nicht falsch. Nachdem sich in mehr als hundert Jahren Geschichte der Arbeiterbewegung in der Gesellschaft jedenfalls an den Verteilungsmechanismen nichts Grundlegendes geändert hat, diese sich vielmehr nachhaltig verfestigt haben, sind die damaligen Gegenstrategien aktueller den je.

    Meine Meinung dazu gibt es ausführlich auf meiner WebSeite:

    http://www.klassenfragen.de/index.php?hpt=648

    Im Übrigen ist es allerdings enttäuschend, dass gerade in der TAZ Antikommunismus im Stil der größten hiesigen Tageszeitung gepflegt wird.

  • A
    Aschersleben

    Und ich bin vermutlich N. für die Feststellung, dass linker Neusprech steindumm und faschistoid sein kann. Die Tatsache manifestierte sich jüngst in der Forderung der Abgeordneten Mürval Öztürk, den Begriff "Integration" als rassistisch zu brandmarken und durch (doch, im Ernst!) "gesellschaftliche Teilhabe", Pluralität" und (doch, allen Ernstes) "Demokratie" zu ersetzen. Dümmer geht's also nümmer? Ach Leute, die Realität hat in den letzten Jahren die Satire beinahe täglich rechts überholt, vergleiche nur die Zustände in Londonistan/UK.

     

    Hier also Frau Dr. Öztürks Neusprech-Lehrgang, Teil 1.

     

    Islamisierung = Religionspluralismus


    Ehrenmord = Ethnisch-praktischer Familiensinn

    
Öffentliche Schächtungen = internationale Küche 


    Zwangsheirat = Fürsorgetransfer 


    Hasspredigten = religiöse Fortbildung 


    Schariahforderungen = alternative Rechtstreue 


    Steinigungen = konfessionelle Sozialhygiene 


    Terroristen = Dissidenten

    
Abziehen = Wirtschaftliche Teilhabe

    

Bildungsferne Schichten = Pluralität 


     

    Weitere Beiträge immer willkommen.

  • R
    Relevanz

    Danke Hannes, für deinen sachlichen Komentar!

     

    Die Kommunisten und alle die an einer besseren Welt arbeiten wollen, müssen sich, mit dem gescheiterten Versuch des Leninismus und der folgenden stalinistische Perversion auseinandersetzen.

     

    Heute muss diese Bewegung aber wieder Konstruktiv sein und antworten auf die fragen des 21 Jahrhunderts geben.

     

    Und zwar nicht als Arbeitereinheitsfront unter der roten Fahne.

     

    Der Begriff Kommunismus ist für viele ein mit Angst besetzter Begriff: Gleichmacherei, Wirtschaftlicher Stillstand und staatlich unterstützte Faulheit, sowie totalitäre Regime in denen die Bevölkerung leidet.

     

    ...natürlich wiederspricht das der politikwissenschaftlichen Definition oder der Utopie. Aber da der Begriff so mit Feidbildern aufgeladen ist eignet er sich nicht als Teil eines politischen Programms, weil immer auch Sympathien mit Stalin, Kim Jong Il, Honecker und Kastro hinein gedeutet werden können, deren Staaten und Systeme ja eben nicht kommunistisch sind.

     

    Der Autor sagte es schon, der Begriff Jakobiner wurde abgelegt, weil die Idee wichtig sein sollte. Genau das selbe sollte die Linke mit dem Gespenst des Kommunismus tun, es begraben und sich stattdessen lieber um eine vernünftige, revolutionäre

    Politik kümmern.

  • HH
    Hans Hirschel

    Fragt sich wer in der Vergangenheit lebt und Angst vor Neuem nicht recht verarbeiten kann. Denn nach Mittel und Wegen zu suchen, Produktionsmittel, -methoden und -ziele, -risiken, -mühen und -kosten weltweit aufeinander (also auch miteinander!) abzustimmen, bedeutet etwas ganz Neues zu entwickeln.

     

    Dass das ersteinmal Angst macht, verstehe ich ja. Aber muss man gleich eine glatte Fälschung begehen um seine projektive Buhfrauschelte zu stützen? Denn Frau Lötzsch hat aus ihren Schreckensbildern keineswegs die Notwendigkeit des Kommunismus abgeleitet, wie Waibel unterstellt. Sie hatte der "linkaradikalen" Zielgruppe damit lediglich zu verdeutlichen versucht, dass lügt, wer sagt, er wüsste einen Ausweg, wenn all das Schreckliche urplötzlich eintreffen würde. Siehe: http://www.jungewelt.de/2011/01-03/001.php

     

    Lötzsch gehört anders kritisiert, nämlich z.B. dafür, dass sie "Flüchtlingsströme" in die Reihe ihrer Schreckensszenarien einereiht hat. Man muss sie dafür kritisieren, dass ihr "Kommunismus" offenbar nicht so weit reicht, in Menschen, die koste es was es wolle nach Europa gelangen wollen, zu allererst Mitmenschen zu sehen, die das gleiche Recht auf eine gutes Leben haben, wie deutsche Linke und ihre Wähler.

     

    Gruß hhirschel

    http://hhirschel.wordpress.com/

  • ...

    mit etwas mehr niveau:

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=7950

  • P
    P.Haller

    "Gewalt können die Manager und Kriminellen weltweit allemal besser." (und die Politiker ?)

     

    Wunderbar ! Und das wird auch bis in alle Ewigkeit so bleiben.

    Und wir lehnen uns zurück und überlassen es diesen Kriminellen über unser Schicksal zu bestimmen, wie wir es schon immer gemacht haben.

    Unser Feind ist nicht der K(apitalismus), unser Feind ist der K(ommunismus) !

    Und jetzt singen wir alle gemeinsam.....

  • C
    carl1818

    Den Begriff entsorgen? Das Wort nicht mehr verwenden? Die Idee vergessen?

    Was soll dieser Artikel?

  • B
    BinIchImFalschenFilm?

    zitate ausm zusammenhang gerissen,unterstellungen und verallgemeinerungen.kaum fachwissen und zum guten schluß wird noch ein plädoyer für politpropaganda und desinformation gehalten.

    aber zum glück sind wir "immer noch vorne". ...mir fehlen die worte.

    ich bin wirklich erschrocken,aber ne steigerung habt ihr wenigstens hinbekommen

  • A
    Anna

    Kann die Taz nicht einfach mal schreiben, was eigentlich Kommunusmus ist? Ständig wir so getan, als wenn es nur kommunistische Diktaturen gibt oder gab, wobei es das von der Ideologie des Kommunismus nach meinem Verständnis gar nicht geben kann. Eine Diktatur ist immer faschistisch oder kapitalistisch, weil bei einer Diktatur nicht das Volk regiert und das sagen über die Grundlagen des Lebens hat, wie es die Ideologie des Kommunusmus hat. Weder in der UDSSR noch in der DDR oder China, hatte das Volk, die Arbeiterklasse das sagen. Sind Mönche Kommunisten? Mutter Theresa, hat sie eine kommunistische Gesinnung? Nach meinem Verständnis ja, und leider nur dann, wenn die Menschen ebenso veranlagt sind, dass sie nicht nach unnützem Luxus streben sondern Menschlichkeit wichtig ist, erst dann kann Kommunismus funkitionieren. Was ist falsch daran, dieses anzustreben? Sollte man nicht, die Bildung und Erziehung der Menschen auf Nächstenliebe und Gemeinschaft ausrichten? Das der Begriff in Deutschland (und auch nur hier) so negativ verdreht wird und mit Diktatur gleichgestellt wird, ist völlig absurd. Haben wir hier schon eine Diktatur des Kapitalismus, dass wir nicht mehr kommunistisch wählen dürfen und die Medien den Kommunismus ächten statt mal klar zu stellen, was diese Ideologie eigentlich ist. Es gab schon viele Ideologien, in deren Namen gemordet wurde, Religionen an erster Stelle, der Kapitalismus ist der größte Mörder und Umweltzerstörer derzeit. Kinderarbeit, Prostitution, Menschenhandel... Schlimme Auswüchse des Kapitalismus.

  • HH
    Hans Hirschel

    Fragt sich wer in der Vergangenheit lebt und Angst vor Neuem nicht recht verarbeiten kann. Denn nach Mittel und Wegen zu suchen, Produktionsmittel, -methoden und -ziele, -risiken, -mühen und -kosten weltweit aufeinander (also auch miteinander!) abzustimmen, bedeutet, etwas ganz Neues zu entwickeln.

     

    Dass das ersteinmal Angst macht, verstehe ich ja. Aber muss man gleich eine glatte Fälschung begehen um seine Buhfrauschelte zu stützen? Denn Frau Lötzsch hat aus ihren Schreckensbildern keineswegs die Notwendigkeit des Kommunismus abgeleitet, wie Waibel unterstellt. Sie hatte der "linkaradikalen" Zielgruppe damit lediglich zu verdeutlichen versucht, dass lügt, wer sagt, er wüsste einen Ausweg, wenn all das Schreckliche urplötzlich eintreffen würde. Lötzsch gehört anders kritisiert, nämlich dafür, dass sie "Flüchtlingsströme" in die Reihe ihrer Schreckensszenarien einereiht hat. Man muss sie dafür kritisieren, dass ihr "Kommunismus" offenbar nicht so weit reicht, in Menschen, die koste es was es wolle nach Europa gelangen wollen, zu allererst Mitmenschen zu sehen, die das gleiche Recht auf eine gutes Leben haben, wie deutsche Linke und ihre Wähler.

     

    Gruß hhirschel

     

    PS. Dass dieser "Richard" seine demokrtatie- und menschenverachtenden Projektionen offenbar als "K" missversteht ist in der Tat ein Problem.

  • D
    Deniz

    Peinlich wie oberflächlich die taz in dieser Debatte schreibt. Ihre Redakteure befinden sich praktisch im Gleichschritt mit der restlichen etablierten Presse, d.h. Keine Differenzierung oder überhaupt nur eine tiefergehende Beschäftigung mit der Begrifflichkeit des Kommunismus, stattdessen halbironische Plattitüden und persönliche Befindlichkeiten. Und was noch schlimmer ist, kaum eine Kritik der nun wieder stattfindenden Hetze der Massenmedien und bürgerlichen Parteien auf die Linken ( mit dabei natürlich auch die früher vom Mainstream selbst oft gedemütigten, aber nun achso angekommenen Grünen).

  • L
    Leo

    Interessanter Artikel - Danke!

  • E
    Eberhard

    Der Vorschlag, den Namen zu ändern, den Sachverhalt aber zu belassen, ist eine Ausgeburt der Angst. Wikipedia unterscheidet beim Begriff Kommunismus zahllose Kommunismen. Ganz am Anfang steht der Kommunismus als Vision einer von Ausbeutung befreiten Welt. Diese Vision hat wohl auch Gesine Lötzsch im Hinterkopf gehabt bei ihrem Artikel. Wenn nun in den Medien dieses Landes eine Rufmordkampagne gegen diese Utopie vom Zaun gebrochen wird, scheint Deutschland in Westeuropa so ziemlich allein dazustehen. Es steht zu befürchten, dass hier ausgewachsene Antikommunisten am Werk sind. Also Menschen, die ein ökonomisches Interesse daran haben, dass Ausbeutung niemals überwunden wird. Dass sie die Opfer des Stalinismus dafür instrumentalisieren, ist naturgemäß. Aber wer glaubt denn allen Ernstes, dass diese Opfer des Stalinismus wirklich etwas gegen die Abschaffung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen haben? Das sind doch zwei völlig verschiedene Dinge. Also ist das K-Wort in keiner Weise kompromittiert. Stellen wir uns vor, überall in der Welt werden Flugzeuge gebaut. Aber überall wird in die Maschinen der gleiche Fehler unbewusst oder in Selbstüberschätzung eingebaut. All diese Maschinen stürzen ab. Ist dann der Beweis erbracht, dass der Mensch niemals fliegen kann? Oder dass Flugzeuge umbenannt werden müssten? Die Antwort erspare ich mir.

    Nur noch so viel: Den Antikommunisten die Definitionsmacht über den Begriff Kommunismus zuzugestehen ist so ähnlich, wie dem Papst die Definitionshoheit über menschliche Sexualität zu geben. Eigentlich ein Treppenwitz der Geschichte

  • D
    daswois

    A. Weibel for Bundeskazlerpresidäntgeneralsekretär.

    GHeftiger text. Knorrke.

    Hätte ein Diskurs sein können, dies ganze.

  • H
    hto

    Geschäfte - dieses Wort und alles was damit zu tun hat, gehört verboten!

     

    Anthropologe: "Als Mensch anfing seine Toten zu bestatten, wurde Mensch zum Mensch."

     

    - als er anfing auch daraus ein Geschäft zu machen, war seine Entwicklung voll für'n Arsch. (hto)

     

    Auch wenn Kommunismus mit K anfängt, wie die Konfusion der konfusionierten Konsumautisten in gutbürgerlich-gebildeter Suppenkaspermentalität auf systemrational-kreislaufender Sündenbocksuche (Feiztanz), gehört Kommunismus wiederbelebt, weil einzig reformwürdig - zurück ins Bewußtsein, damit er Menschlichkeit und Menschenwürde in EINDEUTIGER Wahrheit wirklich macht, für ein System OHNE "Wer soll das bezahlen?" und "Arbeit macht frei".

  • F
    Fremdkoerper

    @ Helge: volle Zustimmung.

     

    Von was reden wir denn überhaupt, wenn wir von "Kommunismus" sprechen? Ohne hier eine Rechtfertigung des Stalinismus etc. in den Mund gelegt bekommen zu wollen möchte ich doch einmal die Frage aufwerfen, was dieser (oder auch der chinesische Staatskapitalismus heute) mit dem ursprünglichen Begriff des Kommunismus überhaupt gemein haben? Klassenlose Gesellschaft z.B.? Weit gefehlt!

     

    Der Diskurs wird über einen normativ aufgeladenen und überdies falsch interpretierten Begriff geführt und nicht über die Utopie, welche dahintersteht und der man sich in ihrer Umsetzung bisher nur annähren konnte (was eigentlich nie wirklich der Fall war, vergleicht man Idee und Realität).

  • BD
    bernd das brot

    schön, dass damit auch gleich wieder die täglich verschriebene "iran"-dosis erbracht wurde. Ja, das Regime der Kapitalisten verklebt viele hirne.

  • V
    vic

    Eben drum!

    Ich lebe z.B. ganz offiziell in einer Kommune.

    Im schwarzen Loch des Südwestens, Baden-Württemberg.

    Wir haben eine kommunale Stadtverwaltung, kommunale Einrichtungen wie Sportvereine, Bäder etc.

    Der Verbund der Teilorte um die Kreisstadt ist die Kommune, und ich ein Kommunarde.

    ALle anderen auch, selbst die vielen CDU-Freunde.

    ...wenn die wüssten...

  • H
    hannes

    Ein Argument, was gegen den Versuch einer Neubestimmung des Kommunismus spricht, gibt der Meinungsredakteur leider nicht.

    Bini Adamczak hat es vor einigen Jahren in einem RadioInterview ganz schön formuliert: >>Meine Position wäre (…), daß am Begriff des Kommunismus festgehalten werden muß, aus dem paradoxen Grund, weil er historisch so aufgeladen ist. (…) Es gibt diese Geschichte von Menschen, die versucht haben, die Welt so zu verändern, daß sie herrschaftsfrei wird, und die die Herrschaft reproduziert haben. Und alle Menschen, die heute Ähnliches versuchen, stehen in dieser Geschichte, stehen in dieser Tradition, und die einzige Möglichkeit, die sie haben, ist, diese Tradition kritisch zu affirmieren, dieses Erbe kritisch anzutreten, um (…) diese Vergangenheit so zu verändern, daß sie sich nicht wiederholt.

  • S
    Schwarzkehlchen

    Vorweg: Bin Libertärer und daher der LINKEN gegenüber iA relativ skeptisch.

    Das wirklich aufschlussreiche an der Kommunismus-'Debatte' ist mE, dass sie eben nicht geführt wird. Da entdeckt jemand das böse Wort mit K und dann dürfen alle mal draufhauen. Das zeigt zwei Dinge. 1.) Wie völlig zementiert der gesellschaftliche Status Quo mittlerweile ist, lautes Nachdenken über substanzielle Veränderungen/Verbesserungen wird unmittelbar mit der Extremismuskeule sanktioniert ein echter gesellschaftlicher Diskurs kann so gar nicht erst aufkommen. (Nicht dass ich den Kommunismus, in seiner ursprünglichen Form dh. abseits des fraglos pervertierten Real-Sozialismus, für eine gute Lösung halten würde, aber eine inhaltliche Auseinandersetzung sollte schon möglich bleiben.)

    2.)Auf wie erschreckend flachem Niveau die mediale Bearbeitung des Themas stattfindet. Da wird erst selektiert und dann skandalisiert. Im Resultat bleibt dabei nur noch ein einfaches Reiz-Reaktions-Schema übrig. (Kommunismus -> Stalinismus -> Panik) Würde man die Dinge in ihrem Kontext belassen und analysieren, wäre wohl kaum jemand auf die Idee kommen, dass es Fr. Lötzschs Intention gewesen sein könnte real-sozialistische Ideologien wiederzubeleben. (Wie kommunistisch diese gewesen sind wäre dann auch noch eine andere Frage.)

  • F
    FreiDenker

    Die Diskussion der Linken über Kommunismus ist schwachsinnig. Schade, daß die Linken keine besseren Führungsleute haben.

     

    Wenn es um eine gerechtere Welt geht, dann könnte diese Partei etwas bewirken.

     

    Die Doppelmoral der Regierenden ist ebenso Schauspielreif.

     

    Ohne China läuft nichts mehr in dieser Welt. Und wir machen die besten Geschäfte mit den ErzKommunisten.

  • H
    Helge

    Lebt nicht vielmehr derjenige Deutsche, Europäer oder Einwohner der so genannten westlichen Welt in der Vergangenheit, der tatsächlich glaubt, er würde in einer Demokratie leben? Oder derjenige mündige Mensch, der glaubt, in China oder Nordkorea würde Kommunismus praktiziert?

    Es geht in meinen Augen nicht darum, den Begriff abzuschaffen, sondern vielmehr darum, ihn seiner wahren (oder zumindest einer wahreren) Bedeutung zuzuführen (communis heißt nach wie vor lediglich "gemeinsam"). Müsste sich die Debatte nicht erst einmal darum drehen, was Kommunismus eigentlich ist? Warum wird immer die Interpretation bewertet und nie die Quelle?

  • OV
    Otto von Bismarck

    Huch, und ich hab mich beim überfliegen des Artikels schon gefreut, dass Gianna Nannini jetzt Kanzlerin ist.

  • WD
    Wie die Faust aufs Auge

    "Es ist die Zeit, in der jeder lesen und schreiben kann und deshalb mitreden will und alles besser versteht. Dieser Geist ist von Begriffen besessen, den neuen Göttern dieser Zeit, und er übt Kritik an der Welt: sie taugt nichts, wir können das besser machen, wohlan, stellen wir ein Programm der besseren Welt auf! Nichts ist leichter als das, wenn man Geist hat. Verwirklichen wird es sich dann wohl von selbst. Wir nennen das einstweilen den »Fortschritt der Menschheit«. Da es einen Namen hat, ist es da. Wer daran zweifelt, ist beschränkt, ein Reaktionär, ein Ketzer, vor allem ein Mensch ohne demokratische Tugend: aus dem Wege mit ihm! So ist die Angst vor der Wirklichkeit vom geistigen Hochmut überwunden worden, dem Dünkel aus Ungewißheit in allen Dingen des Lebens, aus seelischer Armut, aus Mangel an Ehrfurcht, zuletzt aus weltfremder Dummheit, denn nichts ist dümmer als die wurzellose städtische Intelligenz."

     

    - Oswald Spengler

     

    Scheinbar vor 90 Jahren so aktuell wie heute, wenn ich mir diesen Artikel so durchlese . . .

  • S
    Stefan

    Selbst nach Bankenkrise und auch wenn 80% der Bevölkerung mit dem System nicht zufrieden sind profitiert die Linke nicht davon. Weil die Menschen erkennen, dass dort keine Lösungen zu finden sind.

    Wer z.B. den Hass und die Unmenschlichkeit einer Inge Viett als ernstzunehmende Alternative zu diesem System zu erkennen meint hat die Grenzen zwischen Demokratie einerseits und Fanatismus und Totalitarismus andererseits nicht mal im Ansatz erkannt. Auch nicht die DDR Beschöniger, die trotzkistischen Fanatisten oder die Chinabeschöniger oder die alten Stalinisten, die kommunistische Plattform usw . Solange diese Gruppierungen in der Linken einen Platz haben wird ihre Vision von einem besseren System nicht ernst genommen. Zu recht!

  • R
    Richard

    Als ob die Interessen von ein paar Homosexuellen und Feministinnen die Interessen der iranischen Arbeiterklasse überwiegen würden. Was nützten einem afrikanischen Kind Pressefreiheit und Wahlen, wenn das Kind oder seine Familienangehörigen verhungern müssen? Der Kapitalismus sollte global betrachtet werden. Und in diesem Fall, können Menschenrechte für die meisten Menschen nicht verbindlich sein. Außer man streicht die soziale Komponente weg. Dann dürfte man aber auch nicht mehr von MENSCHENrechten sprechen. Wer Menschenrechte haben will, sollte daran arbeiten das kapitalistische Herrschaftssystem, an welchem jährlich etwa 6.000.000 Menschen sterben, zu überwinden. Dass hier die Frauen oberflächliche Konsumsklavinnen sein dürfen, ist kein Grund zur Freude. Wenn das so weiter geht wird es irgendwann kaum noch Frauen mit sozialen Kompetenzen geben. Und an sowas können nur asoziale Kapitalisten ein Interesse haben.

  • AJ
    André Janosz

    Eine eigene Meinung zu haben ist nichts, wo gegen man etwas einwenden könnte. Dass die taz Meinungsredakteure beschäftigt, nun ja, immerhin weiß man dann, worauf man sich einlässt, wenn man die Artikel liest. Aber dass diese Meinungsredakteure zwar eine Meinung, aber keine Ahnung von dem über das sie herziehen haben, ist dann doch selbst für die taz zu schlecht.

    Zum Thema Kommunismus gibt es ja in der faz bessere, weil fundiertere, Artikel.