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KommentarsWille zum Wahn

Klaus-Helge Donath
Kommentar von Klaus-Helge Donath

Putin setzt den KSE-Vertrag über die Atomwaffenabrüstung außer Kraft. Russlands Außenpolitik hat offensichtlich die Orientierung verloren.

W er sich bedroht fühlt und umzingelt, der täte gut daran, Strukturen nicht anzutasten, die seit nunmehr 17 Jahren für Europas Sicherheit sorgen. Er sollte sich auch mit Nachbarn gut stellen. Doch mit der Aussetzung des KSE-Vertrages macht Moskau nun das Gegenteil. Das Abkommen gehört zu den wenigen Verträgen, die im kommenden Jahrzehnt nicht neu verhandelt werden müssten. Wozu also dieses jüngste Störmanöver?

Realpolitiker können daraus nur einen Schluss ziehen: Russland fühlt sich so sicher wie nie zuvor - und das bereitet ihm Unbehagen. Russisches Denken folgt einer Maxime: Wer keine Feinde hat, ist nicht ernst zu nehmen. Und: In Russland stehen Wahlen an - nicht viel mehr steckt hinter der Volte aus dem Kreml.

Natürlich ist Russland über die US-Raketenpläne verärgert. Es fürchtet aber nicht das Zerstörungspotenzial der Waffe, zumal bislang noch gar nicht geklärt ist, ob sie jemals disloziert wird und auch noch funktioniert. Und wer weiß, wie der nächste US-Präsident die Dinge sieht? Daher überrascht es eher, wenn Moskau mit Vorschlägen eines gemeinsamen Abwehrsystems unterstreicht, dass es die potenzielle Bedrohung ähnlich wahrzunehmen scheint wie Washington.

In Wirklichkeit geht es um anderes: Russland will gefragt werden, an einem Tisch mit den Großen sitzen und in jener Rolle bestärkt werden, die es nicht mehr innehat. Es leidet an eingebildeter Stärke. Doch selbst das fette Konto aus Petrodollars würde für die Eröffnung eines neuen Rüstungswettlaufs nicht reichen.

Der russischen Außenpolitik fehlt die strategische Linie: Sie ist unlogisch, emotional und voluntaristisch, was dazu führt, dass sie gegen eigene Interessen verstößt. Eine echte Großmacht lässt sich weder kränken noch leidet sie an einem Minderwertigkeitskomplex. Sie agiert und pokert vielleicht. Aber sie gebärt sich nicht wie ein pubertierender Heranwachsender, dessen Ungehobeltsein die Aufmerksamkeit Erwachsener einfordern will, um endlich die eigene Orientierung zu finden.

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Klaus-Helge Donath
Auslandskorrespondent Russland
Jahrgang 1956, Osteuroparedakteur taz, Korrespondent Moskau und GUS 1990, Studium FU Berlin und Essex/GB Politik, Philosophie, Politische Psychologie.
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6 Kommentare

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  • A
    Andrej

    RUSSIA 4 ever

  • A
    Alexander

    Ich hab das Gefühl, der Autor erwachte aus einem 2 Jahre andauernden Winterschlaf und schrieb salopp diesen ?Kommentar?.

    a). Bereits vor 1,5 Jahre wurde von russischer Seite aus auf die Problematik des KSE hingewiesen.

    b). Die Verträge von Istanbul über den Abzug russischer Truppen, ganze 800 Mann, haben, juristisch gesehen, rein gar nichts mit dem KSE zu tun.

    c). Herr Donath, guten Morgen!

  • A
    Andrej

    ?????? ?????? ??? ????

  • A
    Andrej

    ihr solltet aufpassen was ihr schreibt.

    die 90ger sind vorbei wo ihr russland herumkomandieren konntet.

     

    die nato ist ein scheiß gegen RUSSLAND eine bombe und eure panzer und die ganze technik ist schrot,ich spräch jetz nicht über die atombombe

     

    RUSSLAND ist das GROßte LAND DER welt,also muss RUSSLAND auch

    mehr rechte haben

     

    aber wenn ihr damit nicht einverstanden seit,dann ist das nicht mein problem

    IHR KÖNNT JA WEITER DEN usa IM DEN ARSCH KRIECHEN und drauf warten bis euch die usa einen knochen gibt an dem ihr kabern könnt

  • A
    Alexander

    Viel Geblubbere, wenig Fundiertes. KSE sorgt für die Sicherheit Europas? Wie kann es das, wenn er doch gar nicht ratifiziert wurde? Sicherheit hatte nur jener Teil Europas, der durch die einseitige russische Einhaltung des Vertrags profitierte. Russland sah dagegen, wie die NATO sich immer weiter ausbreitete (wobei die neuen NATO-Mitglieder dem Vertag gar nicht erst beitraten) und immer neue Militärbasen in Osteuropa entstehen. Dass Russland in dieser Situation stillhalten soll, um "die Starken" nicht zu verärgern, klingt für mich wie blanker Hohn, zumal die politische Stärke der anderen Seite erheblich aus eben dieser russischen Zurückhaltung und Kompromissbereitschaft zunahm. Russland war das einzige Land, dass dieses Abkommen seriös genommen hat, und die Abstreifung dieses offensichtlich toten Vertragswerks jetzt als "pubertär" zu verunglimpfen, ist schlichtweg Heuchelei. Ebenso absurd ist die Behauptung, Russland anerkenne die Gefahr aus dem Iran, wenn es eine gemeinsame Raketenabwehr vorschlägt. Das einzige, was Russland damit "anerkennt", ist die Unabwendbarkeit des amerikanischen Raketenwahns und möchte mit seinen Vorschlägen sicherstellen, dass das Ganze nicht gegen Russland gerichtet werden wird. Russland Außenminister Lavrov hat dies auch oft genug erklärt. Würde Klaus-Helge Donath aufmerksamer recherchieren und nicht seltsame Schlüsse aus dem Finger saugen, wo die Logik es nicht hergibt, müsste er sich nicht so oft über die vermeintliche Irrationalität der russischen Politik wundern.

  • MK
    Manuel Kielmannsegge

    Herr Donath, Sie tun mir wirklich leid