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KommentarDie Familienbande

Dorothea Hahn
Kommentar von Dorothea Hahn

In den vergangenen Jahren hat sich Frankreichum die bulgarischen Krankenschwestern gekümmert. Nun schlägt Sarkozy Kapital daraus - für sich und seine Familie.

D ie Befreiung der Krankenschwestern und des Arztes aus ihrem libyschen Gefängnis ist eine ausgezeichnete Nachricht. Und trotzdem: Nachdem die sechs jetzt frei sind, müssen die Umstände und Aktionen, die dazu geführt haben, hinterfragt werden. Das gilt insbesondere für die Rolle des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy.

Frankreich, das sich jahrelang kaum um den heiklen Fall gekümmert hat, ist erst im letzten Moment, als der glückliche Ausgang absehbar war, aktiv geworden. Hatte zunächst Gaddafi die Gefangenen für seine politischen Zwecke instrumentalisiert, missbraucht nun Sarkozy ihre Befreiung für sich. Er beginnt schon heute, aus dem Drama politisches Kapital zu schlagen, und besucht zum Auftakt seiner Afrika-Reise Libyen. Im Windschatten der Befreiung will er die französische Position in dem nordafrikanischen Land ausbauen.

Auch in der Form steht der französische Präsident dem Chef des libyschen Regimes nicht nach. Beide praktizieren eine Familiendiplomatie. Der Colonel in der Wüste schickt seine Kinder vor, um "humanitäre" Dinge wie Wiedergutmachungen für Flugzeugattentate oder jahrelange Geiselnahmen zu verhandeln. Der Präsident im Elysée schickt seine Gattin. Weder Sohn und Tochter in Libyen noch die Gattin in Frankreich sind gewählt worden. Niemand von ihnen wird von einem Parlament kontrolliert. Keiner hat eine andere Legitimation als die Familienbande.

Jenseits dieser Familienwirtschaft wirft auch der Umgang mit den für heikle außenpolitische Missionen qualifizierten Leuten in Paris, Brüssel und anderen europäischen Hauptstädten Fragen auf. Sarkozy hat als Erstes den französischen Außenminister Bernard Kouchner übergangen. Als Zweites hat er die EU-Kommission und andere europäische Regierungen, die sich seit Jahren um die Libyen-Frage gekümmert haben, brüskiert.

Fortan wissen einerseits die Franzosen, dass sie es nicht nur mit einem gewählten Präsidenten zu tun haben werden, sondern auch mit seiner nicht gewählten Gattin. Zugleich haben die übrigen EuropäerInnen jetzt eine Kostprobe der Methode Sarkozy erlebt. Dieses Mal jenseits der französischen Landesgrenzen.

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Dorothea Hahn
Korrespondentin
Kommt aus Köln. Ihre journalistischen Stationen waren Mexiko-Stadt, Berlin, Paris, Washington und New York.
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1 Kommentar

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  • SV
    Siegfried Vogt

    Leider wird im heutigen Journalismus anscheinend auch bei Ihnen nicht mehr recherchiert. Die Maxime heißt nur noch Wer als Erster da ist....

    Wir leben in der EU und erfahren über unsere europäischen Nachbarn in der Presse sehr wenig. Dagegen wenn in den USA ein Fahrrad umfällt ist das eminent wichtig und noch wichtiger über Rußland zu hetzen. Ich empfehle Ihnen mal in dem speziellen Fall über die Grenzen ( Frankreich) zu schauen. Da werden Sie feststellen, daß Frankreich sich schon lang um die Freilassung der Krankenschwestern bemüht und Sarkozy bei seiner Wahl das Versprechen abgegeben hat diese frei zu bekommen und Verhandlungen in Abstimmung mit Barroso und Lybien geführt hat. . Außerdem und das ist fatal an Ihrer Nachricht ist Mme

    Sarkozy nicht in Sachen "Familienangelegenheit" nach Lybien geflogen sondern in Begleitung von dem EU Beauftragten Waldner.

    Es ist nämlich möglich, daß außer Frau Merkel auch noch andere Politiker Verhandlungsgeschick beweisen. Wobei diese Feststellung über Frau Merkel hauptsächlich auf Ihrem Eigenlob beruht. Beispiele: Der sogenannte Erfolg von Heiligendamm beruht vorrangig darauf, daß Sarkozy Bush gedroht hat abzureisen falls kein Ergebnis zustande kommt. Daß Rußland einen Auslieferantrag an England im Fall Beresowski gestellt hat und England dies aus Verfassungsgründen abgelehnt hat ist natürlich auch nicht zu lesen. Wenn England verfassungstreu handelt ist das i. O. aber nicht bei Rußland.Außerdem wenn dieser Beresowski drohr Putin mit einem Gewalt- Putsch zu stürzen empört sich keine deutsche Presse. Die deutsche Pressefreiheit besteht anscheinend darin Völkerrechtsvergehen oder Rechtsbrüche der USA und des Westens zu ignorieren, siehe Irak, Afganistan bald sicher auch Pakistan und Rußland als Feind darzustellen. Wenn nach Heiligendamm oder nach Guantanamo ein westlicher Politiker in irgendeinem Land Menschenrechte einfordert so ist das Heuchelei und beweist die politische Verkommenheit. Beispiel: Blair mißachtet das Völkerrecht und die UN im Falle des Irak, schreit aber nach Hilfe der UN im Falle der Festsetzung seiner Soldaten durch den Iran die sich vom iranischen Präsidenten beschenken lassen, die Behandlung im Iran loben um dann für Geld in England der Presse das erzählen was in die Propaganda passt.

    Nämlich wie grauenhaft alles war.

    Seltsam, viele Leserkommentare auch in anderen Zeitungen bemängeln die einseitige Berichterstattung, aber ändern tut sich nichts.

    Zumindest bin ich nicht so weit wie viele die aus Desinteresse schweigen.

    Mit freundlichen Grüßen

    S. Vogt