Kommentar: Weg mit der Wärmestube!
Gutachter wollen das Kongresszentrum ICC erhalten. Dabie ist der Betrieb teurer als der Abriss.
Schön ist es nicht. Es steht auf einer Verkehrsinsel. Drinnen ist es muffig und asbestverseucht. Und recht zu gebrauchen ist das Ding auch nicht mehr. Dafür kostet das Internationale Congress Center (ICC) den Berliner Steuerzahler jährlich Millionen. Schon darum schreit die 30 Jahre alte Blechkiste an der Avus-Schleife förmlich nach Abriss. Dass dies noch nicht geschehen ist, grenzt an kein Wunder, sondern ist dem Wunsch nach Westberliner Wärmestuben geschuldet. Die sind ja bekanntlich teuer.
Das Internationale Congress Centrum (ICC) kann möglicherweise als Kongressstandort erhalten bleiben. Dem Senat liegen jetzt drei neue Gutachten über eine mögliche Sanierung vor, die auf ihre Plausibilität, technische Machbarkeit und Kostenangaben hin geprüft werden sollen, hieß es gestern in einer gemeinsamen Mitteilung der Senatsverwaltungen für Wirtschaft und Stadtentwicklung. Der Senat will sich bis März mit dem Thema befassen und dann entscheiden. Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) und Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) hatten bei einem Treffen am Dienstagabend über die Zukunft des ICC gesprochen. Details zu den Gesprächen nannten die Verwaltungen jedoch nicht. Wolf plädierte bisher für einen Neubau, die SPD für die Sanierung des Gebäudes. Auf Druck der Sozialdemokraten hatte der Senat Mitte Juni weitere Gutachten in Auftrag gegeben, obwohl es schon mehrere Expertisen zum ICC gibt. Die Messegesellschaft plädiert seit langem für einen Neubau.
Dass der Erhalt des ICC mit Vernunft nichts zu tun hat, beweist auch der neueste Gutachtersegen der Senatorin für Stadtentwicklung. Gleich drei neue Papiere liegen auf dem Tisch, die die Rettung des Hauses bringen sollen. Das ist nicht nur viel Geld, das da für ICC-Expertisen ausgegeben wurde. Es ist zugleich lachhaft, jetzt von einem Durchbruch zu sprechen. Warum
Bereits sechsmal wurde das Thema Abriss oder Sanierung von Gutachtern durchgenudelt. Als Ergebnis kam fast immer heraus, dass es wesentlich teurer wäre, die Immobilie zu erhalten, als sie zu versenken. Das sagen selbst die Betreiber des ICC, die längst für einen Neubau plädieren.
Hören will das im Roten Rathaus scheinbar niemand. Politisch verfährt der Senat nach dem Motto: Wir fassen unser Raumschiff im Westen aus nostalgischen Gründen nicht an und verzögern die Chose mit immer neuen Analysen - bis mal eine kommt, die uns passt. Dass die Linke diese Taktik jetzt mitzuspielen scheint, ist unverständlich. War sie doch immer für Abriss und Neubau. Gerade hier sollte sie Rückgrat zeigen - schon aus Gründen des Westausgleichs für den Palast der Republik. Das ICC war ja in Konkurrenz zum Palast errichtet worden. Und der wird derzeit geschliffen.
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