Kommentar: Chefin muss sie erst noch werden
Monika Grütters soll zusammen mit Frank Henkel die Berliner CDU führen
Monika Grütters wird zusammen mit Frank Henkel die CDU führen. So lautete am Montag die Botschaft der Union. Doch ob sie zutrifft, wird sich erst noch herausstellen. Denn wer in Berlin Landesvorsitzender der Union ist, ist noch lange nicht deren Chef. Das gilt auch für die Kulturpolitikerin, die so gut ins neue Selbstbild der Bundes-CDU passt - und so schlecht zur Hauptstadt-Union von heute.
Die Bundestagsabgeordnete hatte gute Gründe, sich ihr Ja zum Landesvorsitz mehrere Tage lang zu überlegen. Grütters weiß aus eigener, qualvoller Erfahrung, wie die Berliner Union tickt. Seit dem Sturz des mächtigen Führungsduos Eberhard Diepgen und Klaus-Rüdiger Landowsky vor sieben Jahren haben die mächtigen Kreisverbände, vor allem die in Steglitz-Zehlendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf, jede inhaltliche Neuausrichtung der Partei sabotiert. Auch deshalb floh Grütters 2005 nach zehn Jahren im Abgeordnetenhaus Richtung Bundestag.
Anders als Grüne und SPD ist die CDU bis heute eine Westpartei. Abzulesen ist das an den Wahl- und Umfrageergebnissen, aber auch an den Äußerungen ihres Spitzenpersonals. Der neue Fraktionsvorsitzende, Frank Henkel, spricht für viele Parteifunktionäre, wenn er allen Ernstes Grüne, SPD und Die Linke als "Einheitsfront" abkanzelt. Mit ebendiesem Frank Henkel soll die als liberal geltende Grütters den Neuanfang schaffen?
Das kann nur klappen, wenn die 46-Jährige der Partei entscheidende Zugeständnisse abringen kann. Erstens: Die inoffizielle, aber einflussreiche Runde der Kreisvorsitzenden muss entmachtet werden. Zweitens muss sich Grütters beim Umbau der Unterstützung der Bundespartei sicher sein. Sonst wird sie Friedbert Pflügers Schicksal teilen.
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