Kommentar: Daten löschen ist der beste Schutz
Auch die umfangreichsten Datenschutzgesetze können Missbrauch nicht verhindern, solange Nutzer bereitwillig sind, nicht nur personenbezogene, sondern auch ganz intime Informationen von sich preisgeben.
Wahrscheinlich mehr als 30.000 Menschen haben sich am Samstag zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor versammelt, um gegen die zunehmende Überwachung durch den Staat und die ausufernde Datensammlung der Wirtschaft zu protestieren. Das große Interesse am Thema Datenschutz überrascht. Denn finden sich nicht auch unter den Demonstranten viele, die zu Hause gleich den Rechner hochfahren, um sich über unverschlüsselte E-Mails oder auf Onlineforen wie Facebook womöglich über die Rangelei am Rande des Antifa-Blocks auszutauschen?
Angesichts des millionenfachem Datenmissbrauchs durch die Telekom und der allgemeinen Verunsicherung über das, was Firmen wie Google, Amazon und eBay alles über ihre Nutzer sammeln, ist es richtig, dass immer mehr Menschen auf die Straße gehen und vom Staat mehr Datenschutz einfordern.
Die Verantwortlichen in der Politik haben es noch immer nicht geschafft, Datenschutz explizit als Grundrecht zu verankern. Stattdessen gestatten sie mit dem neuen BKA-Gesetz Kriminalbeamten sogar die umfassende Onlinedurchsuchung. Allein das ist Grund genug für eine neue Datenschutzbewegung.
Zugleich muss aber klar sein: Auch die umfangreichsten Datenschutzgesetze können Missbrauch nicht verhindern, solange Nutzer bereitwillig für Payback-Karten oder Onlineforen nicht nur personenbezogene, sondern auch ganz intime Informationen von sich preisgeben.
So wichtig die Forderungen nach mehr Datenschutz sind - der beste Schutz besteht darin, Daten zu löschen, oder noch besser: sie gar nicht erst weiterzugeben.
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