Kommentar: Nonstop Nonsense
schlosspark-theater
Nein, es ist kein Witz! Der Komiker Dieter Hallervorden, von allen nur "Didi" genannt, hat vom Land Berlin das Schlosspark-Theater erhalten und will dort "seriöses" Theater machen. Wie der Retrohumorist das hinkriegen will, wird mit Sicherheit eine Pointe. Denn Gaga-Didi - dessen Späße im TV schon lange vor der Erfindung des Flachbildschirms flacher waren als dieser (wie ein Kollege ätzte) - und Goethe, das geht nicht. Aber lassen wir das. Es geht um anderes.
Der Witz ist, dass Kultursenator Klaus Wowereit ein ruiniertes Theater noch einmal zu beerdigen gedenkt - statt es mit Alternativen neu zu beleben. Grund dafür gäbe es allemal: 1993 hatte Berlin die einst landeseigene Bühne dichtgemacht und in privater Hand verschleißen lassen. Die Besucher blieben aus, die Betreiber wechselten, zuletzt fiel 2006 der Vorhang.
Doch statt die Bühne aus der Endlosschleife von Vergabe und Niedergang, Schließung und Neuvergabe herauszuholen, macht Wowereit den gleichen Fehler wie seine Vorgänger: Hauptsache ist, das Ding ist man los. Nur: Mit Hallervorden wird das Konzept des Ruins einmal mehr multipliziert. Didi wird scheitern. In zwei Jahren ist wieder Schuss. Denn "seriöses" Theater holt auch in Steglitz niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Was bleibt, ist verbranntes Geld, ein leeres Theater, Nonstop Nonsense.
Sinnvoller wäre es gewesen, einen neuen Kulturstandort dort zu kreieren - in Form von Theater, Kunst, Literatur, Musik und vielem mehr. Nur dies könnte den Schlosstheater-Muff endgültig einmotten. Mit Mut zum Risiko und einem Konzept hätte Wowereit dem Haus zu einer Chance verhelfen können. Und auch dem Bezirk, der mit dem Abzug der Dahlemer Sammlungen kulturell arm dastehen wird. Dieser Schritt wurde vertan. Als nächster kommt wohl der Abriss. Wie witzig. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!