Kommentar: Das verwässerte Verbot hat Vorteile
Rauchen in Gaststätten.
Groß war die Aufregung, als Berlin das Rauchverbot eingeführt hat. Heute, knapp ein Jahr und ein Verfassungsgerichtsurteil später, ist das Verbot verwässert. Vor allem in Kneipen wird noch immer - oder gerade wieder - ordentlich gequarzt. Die Angestellten müssen nach wie vor im Nikotinnebel arbeiten. Vom generellen Rauchverbot, wie es Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) zeitweilig vorschwebte, blieb nicht viel übrig. Die Regelung deshalb für gescheitert zu erklären wäre allerdings falsch. Denn das Verbot - auch in seiner jetzigen Form - hat viel gebracht.
Da sind zum einen die Restaurants. Die rauchfreie Luft gehört dort inzwischen zum Service. Wer will schon ein leckeres Schnitzel mit Zigarettengeruch in der Nase essen? Die gesellschaftliche Debatte über das Verbot hat bereits einen Bewusstseinswandel bewirkt.
Nicht nur in Restaurants, auch in Kneipen: Früher dachte man gar nicht darüber nach, dass in einer Bar die Luft zum Schneiden war und die Gäste - ob Raucher oder Nichtraucher - bald rochen wie Aschenbecher. Das gehörte einfach dazu. Heute bemerkt man es immerhin, vielleicht mit einem neuen Unrechtsgefühl. Wer den Rauch als störend empfindet, der wechselt den Ort. Das Rauchverbot wird zwar vielerorts nicht beachtet, aber einen Laden ohne Qualm findet inzwischen jeder fast überall. Insofern kommen - bis auf die Angestellten - alle auf ihre Kosten.
Doch das klappt nur, solange innerhalb der einzelnen Bezirke eine Vielfalt von Raucher- und Nichtrauchergaststätten bewahrt bleibt. Der Senat muss sicherstellen, dass die Bezirke genügend Personal für die Kontrolle haben. Ansonsten zerfällt Berlin in Raucher- und Nichtraucher-Stadtteile - eine mehr als unschöne Nebenwirkung.
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