Kommentar: Geflügellobby braucht Gegendruck
Mit der Anerkennung der Realität durch das Landwirtschaftsministerium ist noch nichts besser geworden. Dass eine vielversprechende Tierschutzoffensive aus Niedersachsen kommen wird, ist zu bezweifeln.
E s ist bezeichnend, dass so etwas eine kleine Kehrtwende und damit eine Nachricht ist: Ein Ministerium erkennt die Realität an. Denn nichts anderes ist das Eingeständnis, dass es Missstände in den Mastbetrieben gibt. Niedersachsen ist kein Tierschutz-Musterland. Auf welche Weise dort und anderswo Geflügel gezüchtet wird, ist ein Problem.
Doch mit der Anerkennung der Realität ist noch nichts besser geworden. Wie in vielen gewinnorientierten Industrien zuvor auch haben einige Geflügelzüchter gezeigt, dass sie strenge Regeln und Kontrollen brauchen, damit sie nicht alles machen, was möglich ist - egal, was das für das Tier bedeutet.
Ob Initiativen in diese Richtung wirklich aus Niedersachsen kommen werden, darf bezweifelt werden, wenn man sich die Art und Weise anschaut, wie der neue Realitätssinn des Landwirtschaftsministeriums kommuniziert wurde: Ein Mann aus der zweiten Reihe verkündet das vor einem Fachausschuss hinter verschlossenen Türen. Vier Wochen später erzählt das jemand einer Zeitung. Der Start einer vielversprechenden Tierschutzoffensive sieht anders aus.
Dabei wäre so eine Offensive wünschenswert. So bleibt es beim Verbraucher, Gegendruck gegen die Interessen der Geflügellobby zu machen. Am besten geht das an den Fleischtheken des Landes. Das kommt an - bei Politik und Wirtschaft.
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