■ Kommentar: Wiederholungstäter
Das Verhältnis zwischen Daimler und Senat ist nicht nur eine unendliche Geschichte der frommen Lügen, sondern im Grunde ein Fall für einen Polizeipsychologen. Es gilt immerhin als gerichtsbekannt, daß die psychische Struktur eines Erpressers ihn zu immer weiteren Erpressungsversuchen zwingt, während der Erpreßte, eben weil er epreßbar ist, immer mehr mit sich machen läßt.
Warum, so muß man fragen, sollte die Daimler-Tochter debis sich jetzt nicht auch noch eine unterirdische Straßenbahn von Diepgen & Co. schenken lassen. Schließlich wurden dem größten deutschen Konzern auch schon die Filetgrundstücke zwischen Potsdamer Platz und Landwehrkanal hinterhergeworfen und 300 Millionen Mark für die Befreiung von der Stellplatzverordnung geschenkt. Und das alles nur, damit am Potsdamer Platz einmal sichtbar wird, daß die Berliner Mitte unter einem „guten“ Stern steht.
Man muß nicht einmal darüber spekulieren, daß die Daimler- Drohung womöglich mit miserablen Vermietungsständen zu tun hat und man nur einen Vorwand sucht, um – wie an der Friedrichstraße – das Auge des Betrachters nicht mit Leerstand zu beleidigen. Nein, der Senat selbst hat keine Gelegenheit ausgelassen, zuerst den einen, dann den anderen kleinen Finger auszustrecken, um jetzt mit beiden Händen im Subventionsschlamassel zu stecken. Bezahlen müssen es wieder einmal die Berliner. Uwe Rada
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