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■ KommentarWas für ein Besen?

„Neue Besen, weiß der Volksmund, kehren gut. Und in der Hamburger Polizei, das ist kein Geheimnis, gibt es einiges aufzuräumen. Was aber, wenn der vermeintliche Besen sich als Fusselrolle entpuppt?“

Diese zweifelnden Worte, mit denen die taz hamburg vor gut einem Jahr den neuen Polizeipräsidenten Arved Semerak begrüßte, erwiesen sich als berechtigt. Jetzt gibt es einen neuen Polizeichef, noch immer viel aufzuräumen und neue Skepsis: Ernst Uhrlau ist, keine Frage, ein Besen. Aber wo wird er kehren?

Drei vorrangige Aufgaben, die sein Vorgänger nie begriffen hat oder begreifen wollte, erwarten ihn. Die politisch verordneten Sparquoten im Apparat durchzusetzen dürfte noch das Leichteste sein, denn Uhrlau hat den Ruf des umsichtigen Organisators.

Den Traum des Innensenators von der Polizei als einer modernen und demokratisch kontrollierten Dienstleistungsorganisation – statt Staat im Stadtstaat – zu realisieren, dürfte schon schwieriger werden. Gilt es doch, einen Balanceakt zu meistern: Loyalität zum Chef zu beweisen einerseits und zugleich Glaubwürdigkeit bei den Betonköpfen im Apparat zu erwerben . Hartes Brot selbst für einen gewieften Taktiker und begabten Rhetoriker wie Uhrlau.

Und drittens: Für reinen Tisch in Sachen Polizeiskandal zu sorgen ist eine Aufgabe, bei der polizeiintern wenig Lorbeeren zu ernten sein dürften. Gerade für jemanden wie Uhrlau, der gezeigt hat, daß er auf dem rechten Auge nicht völlig blind ist.

Den beiden erstgenannten Aufgaben wird sich der neue Besen zweifellos ernsthaft widmen. Bei der dritten aber ist Skepsis angebracht.

Bis zum Beweis des Gegenteils. Sven-Michael Veit

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