Kommentar: Um jeden Preis
■ Bremische-Verkauf bricht alle Tabus
Einen „starken Partner“müsse man finden für die Bremische, so lautete eine der wohlklingenden Formulierungen vor wenigen Monaten. Bremen müsse den entscheidenden Einfluß behalten, natürlich nur 49,9 Prozent verkaufen. Eine „bremische Lösung“bevorzugen. Und: Mit dem Verkauf der Wohnungsbau-Substanz sollten Investitionen finanziert, nicht Löcher im Haushalt gestopft werden.
Schlimmer als es die Kritiker sich ausmalen konnten ist es nun gekommen: Nicht ein „starker Partner“ist gefunden worden, sondern eine spekulative Immobiliengesellschaft hat der Bremischen ihren Ost-Wohnungsbestand ans Bein gebunden. Nicht 49 Prozent des Einflusses sind verkauft, sondern 50 . Und nicht die Stadtwerke haben in der Bietergemeinschaft das Sagen, sondern die ominöse Eisenbahn-Aktiengesellschaft. Bremen stopft natürlich Haushaltslöcher, während der Bremischen ein Schuldenberg aufgehalst wird.
Die Panik des Senats, bei den Sanierungs-Nachverhandlungen im Sommer um jeden Preis „Eigenanstrengungen“vorweisen zu können, muß grenzenlos sein. Um jeden Preis. Die neuen Herren der Bremischen werden einen Teufel tun, übermorgen den Mietern ein paar Mark fünfzig mehr abzupressen. Sich für Peanuts unbeliebt zu machen, haben sie nicht nötig. Sie machen große Geschäfte. Eine alte Kaufmannsregel heißt: Mit niemandem kann man so gute Geschäfte machen wie mit dem Staat. Klaus Wolschner
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