piwik no script img

■ KommentarLummer-Linie

Die CDU hat Kreide gefressen. Sie ist in einem Beschluß, der an Klarheit wenig zu wünschen übrigließ, zu den Grüppchen und Parteien, die an ihrem rechten Rand aasen, auf Distanz gegangen. Sie tat dies unter dem unmittelbaren Eindruck der Ereignisse von Rostock, genötigt von einer sensibilisierten Öffentlichkeit im In- und Ausland, die, der Worte überdrüssig, nach erkennbaren Zeichen verlangte.

Nun liegt die Kreide den Christdemokraten im Magen und sorgt für Verstimmung. Sie stößt all jenen auf, die in den „Republikanern“, in feinsinniger Unterscheidung zu den rechtsextremen Gruppen, irregeleitete Konservative traditionellen Zuschnitts mutmaßen, denen man als extremismusminderndes Therapeutikum ein Zusammenwirken anbieten müsse. An ihr würgen all jene, denen die „Republikaner“ unabdingbare Stütze auf dem Weg zur Macht und dem damit verbundenen persönlichen Fortkommen sind. Nur der geringere Teil all der christdemokratisch-republikanischen Kontakte auf Bezirksebene dürfte, wie jüngst in Reinickendorf, bekannt werden. Auch wenn mittlerweile mehrere Funktionäre in dem Nordbezirk wegen der anrüchigen Zusammenarbeit das politische Handtuch geschmissen haben, der Landesvorstand der CDU sah bislang keinen Anlaß zu Konsequenzen. Wie er auch keine aus Lummers Erklärung ziehen will, obgleich dessen Äußerung, wie Kierey freimütig einräumt, mit dem Parteitagsbeschluß nicht im Einklang steht.

Lummer lebt von der Angst des Vorstandes, die Richtung der Partei eindeutig festzulegen, auch um den Preis personeller Konsequenzen. Es ist die sattsam bekannte Angst vor dauerhaften Verlusten am rechten Rand. Lummer weiß um diese Angst, deshalb agiert er ungeniert, und all seine Mittäter im Geiste wissen, daß, solange er ungeschoren davonkommt, ihnen auch nichts passiert. Dieter Rulff

Siehe Bericht auf Seite 18

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen