■ Kommentar: Reform überfällig
Streiks bei der Hamburger Hochbahn AG. Wer hat da recht: Der HHA-Vorstand, der angesichts leerer öffentlicher Kassen und der bevorstehenden Deregulierung im Nahverkehr plötzlich Kostenbewußtsein entwickelt und sein Unternehmen durch massive Reallohnkürzungen retten will? Oder die ÖTV, die gegen die „Provokation“ eines durchgeknallten öffentlichen Arbeitgebers wettert?
In der Tat: Die Strukturkrise der HHA, von Insidern schon ebenso oft wie vergeblich beschworen, wird durch die bevorstehende ÖPNV-Regionalisierung nicht länger zu verbergen sein. Aber: Diese Krise ist durch den Verzicht auf ein, zwei Lohnprozente nicht zu bewältigen. Die HHA ist von Grund auf marode, den Wandel zum kundenorientierten Verkehrsdienstleister hat sie verschlafen. Bei der HHA regieren Ingenieure, Techniker und ein behäbiger jahrzehntelanger Filz.
Heute ist die HHA ein überteuerter Klotz am Bein des norddeutschen ÖPNV, der auch Fortschritte beim HVV seit langem blockiert. Die Einführung der Stadtbahn, der 2-1/2-Minuten-Takt im Kernnetz der U-Bahn, eine Busbeschleunigung, die den Konflikt mit dem PKW-Zentralrechner der Polizei nicht scheut – all dies hat die HHA verschlafen. An ihrer Reformfähigkeit bestehen erhebliche Zweifel.
Die Bus- und Bahn-FahrerInnen trifft keine Schuld. Für Management-Fehler und politische Versäumnisse mit massivem Lohnverzicht zu büßen, ist diesen unterbezahlten SchwerarbeiterInnen nicht zuzumuten. Der Streik ist, zumindest für die unteren Lohngruppen der HHA, mehr als nur berechtigt.
Florian Marten
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