■ Kommentar: Wohl bekomm's
Korkenknallen in Altenwerder, Frustbesäufnis in der Wirtschaftsbehörde: Der Beschluß des Verwaltungsgerichts, die Hafenerweiterung in Altenwerder vorläufig zu stoppen, hat einige(s) zum Schäumen gebracht.
Der Wirtschaftsbehörde hat diese Entscheidung das Wasser abgegraben: Die per Hafenentwicklungsgesetz selbstdefinierte Rolle der uneingeschränkten Gebieterin über das Schicksal des Hafens spielten Staatsrat Giszas und sein Senator Rittershaus so lange, bis sie am Ende selbst nicht mehr zwischen Fiktion und Realität unterscheiden konnten.
Allen Ernstes glaubten sie, Richter mit dem Argument verschaukeln zu können, nach nur 30jähriger Planungszeit bestehe Eilbedürftigkeit. Genauso dreist war die Behauptung, Bodenerhöhungen um fünf Meter könnten spurlos rückgängig gemacht werden. In Wahrheit sollten Fakten geschaffen werden, um die Hafenerweiterung trotz ökologischer und ökonomischer Bedenken durchzudrücken.
Wäre die Behörde jetzt nur ein einziges Mal konsequent, müßte sie sich vom „Wirtschaftsstandort Altenwerder“ verabschieden. Denn jede Verzögerung, so ihre eigene Argumentation, koste die Stadt Millionen. Die aber könnten sinnvoll für die Alternativen Dradenau- und Petroleumhafen verwendet werden.
Doch die Hoffnung auf solch Einsicht ist vage: In der Wirtschaftsbehörde wird schon kräftig an einer wasserdichten Argiúmentation gebastelt. Denn die gestrige Entscheidung ist – noch – kein endgültiger Sieg für Altenwerder. Aber sie verfestigt die einzige Gemeinsamkeit von Hafen- und Altenwerder-Fans: „Der Kampf um Altenwerder geht weiter – jetzt erst recht.“
Heike Haarhoff
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