■ Kommentar: Kinderfresser
Schluß, aus, Ende: Der Kuckuck klebt auf den Maschinen, die Firmenkonten sind gesperrt. Nahezu 1.500 Berliner Betriebe gingen 1995 pleite. Die Zahl der Konkurse steigt. Viele davon sind Existenzgründer. Seine kleinsten Kinder frißt der Kapitalismus besonders schnell. Derweil will Wirtschaftssenator Elmar Pieroth (CDU) weitere Junioren mit einer „Gründeroffensive“ auf den risikoreichen Pfad der wirtschaftlichen Selbständigkeit locken. Sicher ist es richtig, die Förderprogramme und Beratungseinrichtungen effizienter zu gestalten. Dadurch läßt sich aber kaum verhindern, daß der Pleitegeier die Frischlinge holt.
Gerade vielen Betrieben der Umweltbranchen fehlt schlicht die Nachfrage. Warum werden in Berlin fast keine Sonnenkollektoren hergestellt? Weil Senat und Energieversorger Bewag sich nicht durchringen können, die saubere Energiequelle massiv zu subventionieren. Auch das Geld liegt nicht auf der Straße. KleinunternehmerInnen leiden meist an Eigenkapitalmangel: Risikofinanzierung durch die Banken täte not. Doch die stellen sich bei ungewöhnlichen Geschäftsideen besonders knauserig und drehen den GründerInnen den Saft ab – unlängst erst passiert beim Kreuzberger Windanlagenbauer „Südwind“. Die landeseigenen Banken, bei denen SenatorInnen im Aufsichtsrat sitzen, machen da keine Ausnahme. Darüber sprach Senator Pieroth nicht. Solange aber die Kreditinstitute ausschließlich an ihre Rendite denken, gleicht die Existenzgründung einer teuren Fahrkarte zum Arbeitsamt. Hannes Koch
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