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■ KommentarKläglich gescheitert

Matthias Dittmer fühlte sich als Sieger, für die grünen Frauen war es eine Ohrfeige. Doch in dem Konflikt um die Vorwürfe sexueller Belästigung bei den Grünen finden sich am Ende alle auf der Verliererseite wieder. Mit der außergerichtlichen Einigung zwischen Dittmer und den beiden Frauen ist ein Schlußstrich gezogen – die vielen offenen Fragen aber bleiben. Angesichts dessen wäre in jeder anderen Partei ein Rücktritt fällig gewesen. Dazu war Dittmer nie bereit und im Parteivorstand gab es auch keine Mehrheit, ihn zum Rücktritt zu bewegen. Nun kann sich Dittmer zwar auf die Unschuldsvermutung berufen, doch gilt auch der Grundsatz, daß Frauen solche Vorwürfe nicht leichtfertig in die Welt setzen. Wer jetzt einseitig zugunsten von Dittmer die Unschuldsvermutung anwendet, sagt nichts anderes, als daß den Frauen nicht geglaubt wird.

Es ist gerade das Dilemma bei sexueller Belästigung, daß die Sichtweise der beiden Betroffenen diametral auseinandergeht: Der Mann ist sich keiner Schuld bewußt, die Frau erlebt sein Handeln als sexuellen Übergriff. Zeugen gibt es meist nicht. So steht Aussage gegen Aussage. Wer hier allein auf die Unschuldsvermutung pocht, macht die Frau zwangsläufig zur Verliererin. Beide Aussagen müssen abgewogen werden. Dazu hatten einige Grüne, die das Gedächtnisprotokoll der Frau kennen, Gelegenheit. Daß sie sich trotzdem nicht zu eindeutigeren Schritten durchrangen, ist enttäuschend.

Es ist das Verdienst der Grünen, daß sie gegen große Widerstände im gesellschaftlichen Bewußtsein durchgesetzt haben, daß Frauen Glauben geschenkt wird, wenn sie solche schwerwiegenden Vorwürfe erheben. Daß die Grünen bei der Aufklärung in den eigenen Reihen so kläglich scheitern, ist um so schmerzlicher. Dorothee Winden

Bericht Seite 22

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