Kommentar: Tabu rasa
■ Warum der Senat die Stadt niemals an Investoren verkaufen würde
Politische Entscheidungen sind, wer würde daran zweifeln, wohl erwogen und ausgereift. Transrapid, Hafenerweiterung, Elbvertiefung – die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Auch am gestrigen weisen Ratsbeschluß über die Volkspark-Arena gibt es nichts zu deuteln.
Hamburg braucht das Prestige-Objekt in Stellingen, und das muß der Stadt schon die eine Mark wert sein. Deshalb kann der Senat auch aufrecht und öffentlich dazu stehen, daß er sich von all seinen ebenso vorgeblichen wie theoretischen stadtentwicklungs- und verkehrspolitischen Ansprüchen verabschiedet hat.
Wo praktische Wirtschaftsförderung und Unternehmenssubventionierung not tut, darf die Stadtverwicklung nicht ehrenhaft beiseite stehen: Mit Tabus, so muß es eben manchmal sein, macht man tabula rasa.
Ihre eigenen, in monatelanger Mühe erarbeiteten Verkehrskonzepte für mehr Busse und Bahnen hat der Senat unter verbreiterten Asphaltdecken beerdigt. Im Namen der Tiefbauarbeitsplätze wurden Forderungen wie „flächensparender Ressourcenumgang“ zu unerhörten Fremdwörtern erklärt.
Schließlich, so die Erkenntnis, sind Park- und Grünflächen ausgewiesenermaßen wertlos. Da wäre es doch geradezu sittenwidrig, einem Grundstückskäufer, der sich nutzloser Brache erbarmen will, auch noch Geld aus der Tasche zu ziehen.
Arena zum Nulltarif heißt das Prinzip. Denn einem Vorwurf will der Senat sich keinesfalls aussetzen: Daß er Hamburg an Investoren verkaufen würde.
Heike Haarhoff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen