Kommentar: „Ich bin für mich“
■ Nicht Basis-Demokratie, sondern Eigennutz läßt die CDUler aufmüpfen
Das Gerangel um die besten CDU-Plätze beweist: Auch die ChristdemokratInnen sind zum Chaos fähig. Dennoch läutet der Aufstand des Parteitages gegen die Vorschlagsliste der Parteispitze keine basisdemokratische Wende ein.
Die zahlreichen Gegenkandidaten sind nicht als Kritiker einer hierarchischen Struktur zu verstehen. Wer sich hier über Gekungel aufregte, wäre eigentlich nur selbst gern dabei gewesen. Denn im Zweifelsfall gilt nicht „Ich bin für Ole“, sondern „Ich bin für mich“.
Die CDU hat in Sachen Listenaufstellung einiges dazugelernt. Die Entscheidungen sind transparenter geworden, das entscheidende Gremium tagt nicht mehr konspirativ in einem Hinterzimmer. Dennoch hat es zur breiten Akzeptanz nicht gereicht. Das Chaos war hausgemacht. Parteiinterne Kritik wurde in den Wind geschlagen. Darüber hinaus gilt die Kandidatenliste nicht mehr als sakrosankt, sondern als das, was sie ist: ein Vorschlag. Daß sich viele Mitglieder inzwischen trauen, gegen einen bereits plazierten Parteikollegen anzutreten, spricht – unabhängig von den Motiven – für die CDU.
Ein Armutszeugnis ist hingegen das Abbügeln der CDU-Frauen. Obwohl das Quorum keineswegs aus Überzeugung, sondern aus wahltaktischen Überlegungen beschlossen wurde, konnte sich der Parteitag nicht zur Umsetzung durchringen. Für die Christdemokratinnen eine bittere Niederlage.
Sie befürchten zu Recht, daß die weibliche Wählerschaft weiterhin andere Parteien bevorzugen wird. Wer das letzte CDU-Ergebnis von 25,1 Prozent für ausreichend hält, dem kann das nur recht sein. Silke Mertins
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