■ Kommentar: Schwenkow, übernehmen Sie
Wen es zur ersten Hertha-Niederlage gegen Borussia Dortmund partout ins Olympiastadion treibt, tut das am besten mit Bauhelm. Die Arena bröckelt, Verkleidungen lösen sich, die Armierungen liegen bloß. Es ist offensichtlich: Die alte Nazi- Schüssel muß saniert werden. Und das wird teuer. Daß der Bund als Eigentümer keinen Pfennig dafür aufbringen möchte, gleicht einem schlechten Scherz. Dies erinnert an Hausbesitzer, die sich nicht um ihre maroden Mietskasernen kümmerten. Deren asoziales Verhalten wurde mit Besetzungen quittiert.
Das Olympiastadion zu besetzen wäre freilich naiv. Denn dem Land, das die Sportstätte nutzt, fehlen die Mittel zur Modernisierung. Was also tun? Mit Sicherheit wäre es das schlauste, die beiden bockigen Kontrahenten einigten sich auf eine Verteilung der Kosten und in der Frage des Eigentums. Funktioniert das nicht, müssen andere Instrumente greifen. Die Idee, die Ruine von privaten Trägern modernisieren zu lassen, scheint allemal besser als die, sie abzureißen, wie der Präsident des Deutschen Sportbundes meint. Wie wäre es, die Sanierung Herrn Schwenkow aufzubürden – quasi als Buße für nicht geleistete Investitionen am Schiller-Theater? Zu den Sporthallen am Prenzlauer Berg bekäme der Veranstaltungsriese ein Schmankerl hinzu: Sitzschalen, ein luftiges Dach, Rasenheizung, eine neue Verkleidung des Olympiaparks. Vor der Arena darf André Heller Eis verkaufen. Und wenn Schwenkow sich verschluckt, gehört das Stadion uns. Rolf Lautenschläger
siehe Bericht Seite 22
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