Kommentar: Milliarden-Poker
■ Bremen hat sich abhängig gemacht
Um eine knappe dreiseitige Pressemitteilung zu verteilen, die keinerlei neue Information enthielt, hatte Bremens Wirtschaftssenator gestern ins Kongreß-Zentrum geladen. Eine Pressekonferenz kann so auch ein Instrument der Öffentlichkeitsarbeit sein. Die Attraktion war zweifellos die Präsenz des reichen Mannes im Hintergrund, Jürg Köllmann, von dem Bremen seine Zukunft abhängig gemacht hat: Space-Park und Ozean-Park sind die großen vorzeigbaren Titel des „Investitions-Sonder-Programms“, die Bremens Wirtschaftskraft auf Überlebensniveau trimmen sollen.
Ein cleverer Unternehmer wie Köllmann weiß um seine Rolle und nutzt das nach allen Regeln des Geschäftes aus. Seit mehr als zwei Jahren werden vergeblich Investoren gesucht. Woran das liegt, dürfte denen, die da verhandelt haben, klar sein – durch drei Monate „Designphase II“ändert sich daran nichts. Auch der bisher fehlende „Plausibilitätsnachweis“für die Wirtschaftlichkeit ist durch 12 Millionen nicht zu erkaufen. Der Verdacht liegt auf der Hand, daß Köllmann sich durch die 12,5 Millionen Mark von Bremen spendierter „Planungsmittel“, die er angeblich in drei Monaten verbraten will, seine bisherigen Planungsaufwand bezahlen läßt. Ende des Jahres wird er uns dann mitteilen lassen, ob die Idee von der „neuen europäischen Freizeitregion“an der Unterweser von den Banken als Windei bewertet wird oder nicht. Klaus Wolschner
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