Kommentar: Über Geld sprechen
■ Reiche raus aus der Grauzone
Über Geld spricht man nicht. Das gilt besonders in der wohlhabenden Handelsstadt Bremen. Wie an anderen Orten auch verbirgt sich der Reichtum der alteingesessenen Familienclans hinter den hohen Hecken Oberneulands und Schwachhausens. Sicher: Niemand kann etwas dafür, reich zu sein. Reichtum schändet ebensowenig wie Geld stinkt.
Aber es ist ein politisches Problem, wenn die Daten der Reichen in der Statistik ebenso diskret verborgen bleiben wie ihre Villen im weitläufigen Park. Während Arbeitslosenquoten und Sozialhilfekosten monatlich geliefert werden, gibt es über die zu versteuernden Einkommen der Wohlhabenden nur Zahlen von 1992. Es ist folglich nicht möglich, zeitnah nachzuweisen, wie die offenen Steuergeschenke der Regierung und die stillschweigend gewährten Schlupflöcher die angeblichen Leistungsträger begünstigen.
Dieser Mißstand gehört nicht nur aus blankem Sozialneid der Habenichtse angeprangert. Denn wenn niemand weiß, wieviele Steuern die Reichen zahlen müßten, darf man sich über die ständig arg neben der Realität liegenden Steuerschätzungen nicht wundern.
Und so taumeln denn Bremen und der Bund fröhlich von einem „Steuerloch“ins nächste, während hinter den Hecken Oberneulands der Geldberg diskret wächst. Und Arbeitsplätze schaffen die Reichen auch keine. Jedenfalls nicht in Bremen. Joachim Fahrun
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