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KommentarUrlaub statt Klos

■ Hilfe nach männlicher Art setzt auf Publicity pur. Frauen handeln

Für die Überlebenden des Krieges in Ex-Jugoslawien, die sich nun auf seelischen und steinernen Schutthalden eine neue Lebensperspektive schaffen müssen, ist der Krieg noch lange nicht zuende. Für diejenigen, die über die Rückkehr der Geflohenen zu entscheiden haben, schon. Ihr Wissen über die trostlose Situation vor Ort begruben auch Hamburgs PolitikerInnen unter den Aktenordnern des Dayton-Abkommens.

Als Ausgeburt grenzenloser Warmherzigkeit feierten sich die Regierenden und Wirtschaftstreibenden, als sie das einzige Nachkriegsprojekt „Starthilfe für Bosnien“aus der Taufe hoben. Das allerdings bot nur „freiwilligen“RückkehrerInnen Hilfe und konnte diesen statt der benötigten Nähmaschinen und Werkbänke nur Kloschüsseln und Duschwannen liefern.

Dennoch war das für Hamburg ein publicityträchtiges Projekt. Während die Herren Initiatoren sich im Ruhme ihrer Kloschüsseln aalten, verwirklichten Frauen mit „Seka“ein Projekt, das wirklich Hilfe leistet. Das sich vor allem an den Bedürfnissen der traumatisierten Menschen im ehemaligen Jugoslawien orientiert. Daß es für diese maßgeschneidert werden konnte, liegt vor allem an der engen Zusammenarbeit mit Gruppen vor Ort. Hamburgs Regierende arbeiten allenfalls bei „Rückführungen“mit den ehemaligen Kriegsländern zusammen.

Selbstorganisation und Eigeninitiative von unten bringen mehr als das Warten auf ein Zeichen von oben. Obwohl geheilte Seelen keinen Zählwert haben. Verteilte Duschwannen schon.

Elke Spanner

Bericht Seite 22

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