Kommentar: Der GAL blüht was
■ Die Basis-Zustimmung ist ein fragiler, aber konsequenter Vertrauensvorschuß
Die Standpauke der Basis hatten die GAL-UnterhändlerInnen verdient. Denn wie man den Koalitionsvertrag auch dreht und wendet, er ist kein strahlendes Beispiel grüner Verhandlungskunst. Dennoch wäre eine Absage der falsche Weg gewesen. Einer GAL-Verhandlungskommission, die derart klar die verschiedenen Strömungen und Fachpolitiken der GAL widerspiegelt, das Vertrauen zu entziehen, käme tatsächlich einer Bankrotterklärung grüner Regierungsfähigkeit gleich.
Die Proteste machen außerdem deutlich, daß es hier nicht nur um polarisierendes Flügelschlagen ging. Neben den kommunalpolitischen Interessen einzelner Bezirke sind es vor allem die FachpolitikerInnen gewesen, die der Verhandlungskommission den Vertrag mit der SPD um die Ohren schlugen. Ihre Kompetenz verleiht ihrer Kritik einerseits Nachdruck, zeigt aber andererseits, wie schwierig es für die GAL werden wird, Regieren als Gesamtkunstwerk zu betrachten.
Der GALier als solcher eignet sich, anders als der Sozialdemokrat, nicht zum Parteisoldaten. Und gerade das wird die SenatorInnen in spe – hoffentlich – immer wieder auf den Teppich holen. Denn die bereits gestern hervorblitzende voscheraueske Überheblichkeit künftiger Senatsmitglieder sollte sich gar nicht erst verfestigen.
Angesichts der ärmlichen Verhandlungsergebnisse wird sich erst im politischen Handeln zeigen können, ob sich das Mitregieren lohnt. „Hamburg blüht was“, lautete das GAL-Wahlkampfversprechen. Tritt das nicht ein, blüht ganz sicher der GAL was. Silke Mertins
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